In der Ausstellung „Colours in Motion“, die bis 22. November in der Galerie Barbara von Stechow in Frankfurt gezeigt wird, entfaltet Alireza Varzandeh seine Malerei als fast choreografierte Komposition von Licht, Farbe und Bewegung. Der in Persien geborene Künstler ist ein Maler, der das klassische Handwerk beherrscht und zugleich das Flüchtige der Gegenwart einfängt.

Foto: Edda Rössler
Varzandeh ist tief mit Köln verbunden. Dort lebt und arbeitet er seit Jahrzehnten, dort hat er sein Atelier, seine Mitarbeiter, seine Wurzeln. „Ich bin Kölner“, sagt er lakonisch. „Man kann woanders leben, aber man kehrt immer wieder zurück.“ Viele seiner Motive entstehen dort: Fahrradszenen im Grüngürtel, junge Menschen auf dem Weg zum Treffen, das Leben zwischen Rhein und Straße. Sie zeigen Köln nicht als Stadtporträt, sondern als Stimmung, vibrierend, beiläufig, hell.
Doch Varzandeh malt nicht nur Köln. Er reist, fotografiert in Lyon, Barcelona oder Valencia, bringt tausende Aufnahmen mit, die ihm als visuelles Archiv dienen. „Ich fotografiere überall, wo ich bin. Dann suche ich im Atelier aus, worauf ich Lust habe, und male“, erzählt er. So entstehen Szenen, die realen Orten entspringen und doch zeitlos wirken.
„Ich male jedes Werk zunächst fotorealistisch, manchmal genauer als ein Foto“, sagt er. „Dann beginne ich, das herauszuarbeiten, was mich interessiert: Bewegung und Licht.“ Diese Methode verwandelt Präzision in Freiheit. Aus dem Realismus wächst eine vibrierende Malerei. „Früher hieß es, Bewegung sei nicht Aufgabe der Malerei. Aber wer hat das entschieden? Für mich ist Bewegung das Leben selbst.“
Varzandehs Technik ist von seltener Konsequenz. Seine Farben mischt er selbst, Schicht für Schicht, bis sie eine Leuchtkraft entwickeln, die Jahrzehnte überdauert. „Otto Dix war einer der Letzten, der Farben wirklich aufbaute“, sagt er. „Heute nimmt sich kaum jemand mehr die Zeit.“ Auch Varzandeh arbeitet langsam, fast altmeisterlich. Seine Farben verändern sich nie, weil sie von innen leuchten.
In dem großformatigen Ölgemälde „An der Adria“ (2024) etwa flutet mediterranes Licht über Figuren, die zu schweben scheinen. „Calle Colón“ (2023) zeigt Passanten in silbrigem Grau, durchzogen von Rot und Ocker, während eine großformatige Blumenkomposition Farbe als Gefühl verdichtet, eine Hommage an Nolde, doch strenger komponiert.
Diese Werke sind keine Abbilder, sondern Verdichtungen von Erfahrung. Sie führen das Erbe der Impressionisten fort, ohne es zu wiederholen. Wie bei Monet entsteht das Bild aus Licht, doch Varzandeh fügt ihm die Zeit hinzu. Bewegung wird nicht dargestellt, sondern fühlbar gemacht.
Seit über fünfzehn Jahren wird der Künstler von Barbara von Stechow vertreten. Ihre Galerie ist für ihn ein Ort des Vertrauens. „Ich arbeite nicht mit jedem. Die Chemie muss stimmen“, sagt er. Diese Partnerschaft hat sein Werk geprägt und in Deutschland und auf internationalen Messen sichtbar gemacht.
„Die Kunst von Alireza Varzandeh öffnet das Auge für Ästhetik im Alltäglichen, für das Schöne im scheinbar Unscheinbaren“, sagt Barbara von Stechow. „Und sie erinnert uns daran, dass Kunst nicht laut sein muss, um eine starke Wirkung zu entfalten.“
Ausstellung: Alireza Varzandeh – Colours in Motion, Galerie Barbara von Stechow, Feldbergstraße 28, Frankfurt am Main.
Text und Foto von Edda Rössler
