
Foto: Der Mixer e.V.
Die Fahrgasse erhält eine neue Institution und verliert zugleich eine Galerie. Der Mixer, 2017 von Thomas Sterna gegründet und seither ein Ort für experimentelle Kunst, wird zum Kunstverein. Der Schritt hat sowohl wirtschaftliche als auch inhaltliche Gründe. Sterna erinnert sich an den Anfang. „Ich bin damals durch die Stadt gelaufen, und da war der Raum. Da war ein Schild dran, kurzzeitig zu vermieten.“ Aus dem spontanen Sechs-Monats-Experiment entstand über die Jahre eine kontinuierliche Galeriearbeit. Doch die Bedingungen haben sich verschärft. „Es wird ökonomisch immer enger. Die Unkosten sind enorm gestiegen“, sagt Sterna. Die Miete liege heute bei fast 1000 Euro, deutlich mehr als zu Beginn.
Entscheidender jedoch ist für Sterna die programmatische Neuausrichtung. Die Galerie verstand sich nie als Verkaufsraum. Die Transformation in einen Kunstverein folgt daher auch einer inhaltlichen Notwendigkeit. „Mein Interesse ist es, einen Gegenpol zu schaffen gegenüber einer stärkeren Tendenz, die Marktorientierung als Hauptorientierung zu verstehen.“ Für Sterna bedeutet das eine Rückbesinnung auf Kunstforschung statt Marktforschung, auf Risikobereitschaft und offene Prozesse. „Es geht nicht darum, Dinge zu präsentieren, die dem Publikum massiv entgegenkommen, sondern Ansätze vorzunehmen, die vielleicht herausfordernd sind.“
Der Kunstverein will künftig Performances, diskursive Veranstaltungen, Workshops, internationale Austauschprojekte und Ausstellungen im Sechs-Wochen-Rhythmus verbinden. Die Eröffnung am 31. Oktober gab den Ton vor. Jürgen Fritz präsentierte eine intensive Live-Loop-Performance über „missbräuchlich verwendetes Genmaterial“ und setzte damit einen deutlichen Akzent für den experimentellen Anspruch des Vereins.

Foto: Der Mixer e.V.
Parallel läuft eine Benefizausstellung zugunsten des neuen Vereins. Eingeladen wurden Künstler aus dem langjährigen Netzwerk des Mixers, darunter Petra Abroso, Christine Biehler, Markus Daniel, Jürgen Fritz, Molly Rute, Michaela Schrabeck, Valeria Stufflesser, Zischg + Kolt sowie Thomas Sterna selbst. Er zeigt seine Arbeit „Wohnzimmerbild 2/5“, eine Neoninstallation, die aus seiner institutionskritischen Auseinandersetzung hervorging. „Das ist bewusst ein Spiel mit dieser Idee vom Bild als Platzhalter“, so Sterna. „Man muss heute sehr genau darüber nachdenken, welche Bilder man überhaupt noch in Umlauf bringt, weil der Markt vieles glattzieht“, davon ist er überzeugt.
Mit der Vereinsgründung will Sterna eine stabilere organisatorische Basis schaffen. Die Mitgliedschaft bildet künftig das Fundament. Zusätzlich entsteht ein neuer Raum für Vermittlung und Debatte. Sternas Konzept Coming Together, das sich mit der Verantwortung der Kunst in einer „äußerst herausfordernden Situation“ befasst, deutet an, wohin der Anspruch des neuen Mixers zielt.
Frankfurt erhält damit keinen neuen Marktakteur, sondern einen klar positionierten Ort, der Kunst als gesellschaftliche Aufgabe versteht. Der Mixer will ein Zeichen für Freiheit, Reflexion und für die Relevanz künstlerischer Arbeit fernab ökonomischer Erwartungen setzen.
Die aktuelle Ausstellung, ein Großteil der Erlöse geht an den Verein Der Mixer e.V., ist bis zum 10. Januar 2026 geöffnet.
Text von Edda Rössler
Veröffentlicht am 19. November 2025 in Frankfurter Neue Presse
