In der Gruppenausstellung „Stadt.Licht“ zeigen acht Fotografen in der BBK Galerie, wie unterschiedlich die Stadt im Spiel mit Licht erscheint – zwischen Magie, Struktur und Alltag.

DJane Moa Belén , Contessa Roberts, Friederike Mühleck, Jan Henrik Sohnius, Christiaan Tonnis, Barbara Walzer, Thorsten Faber, Elisa Rivera, Simone Van de Loo und Nadja Zweigler
Foto: Edda Rössler
Wenn es in der Kunst ein zentrales Gestaltungsmittel gibt, dann ist es das Licht. In der Fotografie ist es zugleich Bedingung und Medium. Selten ist es so facettenreich inszeniert wie in der neuen Ausstellung „Stadt.Licht“ in der BBK Galerie Frankfurt. Acht Frankfurter Fotografen zeigen in ihren Werken, wie Licht nicht nur Dinge sichtbar macht, sondern zudem Erinnerungen evoziert, Atmosphären formt, Sichtweisen verschiebt und Bedeutungen neu ordnet.
Eröffnet wurde die Ausstellung am 1. August. Die Begrüßung übernahm Nadja Zweigler, Vorständin des BBK Frankfurt, einleitende Worte sprach Alexandra Lechner vom Fotografie Forum Frankfurt. Sie verwies auf die lange Tradition des urbanen Lichts in der Kunstgeschichte, von den impressionistischen Boulevards bis hin zur Street Photography der Gegenwart: „Gerade die Nacht hebt Unerwartetes hervor, lässt Konturen verschwimmen. Die Fotografie ist dabei das sensible Medium, wenn es um Licht, Zeit und Atmosphäre geht.“
Von funkelnder Skyline bis Mikroorganismus
Thorsten Faber etwa macht das Licht der Stadt selbst zum Protagonisten. Er durchstreift Frankfurt bei Nacht und fängt die Farben und Reflexe ein, wenn Laternen, Leuchtreklamen und Schaufenster, die Straßen in vibrierendes Leben tauchen. „Frankfurt wird ruhiger, aber nicht dunkler, das ist, was mich reizt“, sagt er. Seine Bilder sind Hommagen an die urbane Lichtarchitektur. In Fabers Aufnahmen wird Frankfurt fast zur internationalen Metropole und evoziert Anflüge von New York, Tokyo und Manhattan.
Simone van de Loo verwendet Licht als dramaturgisches Stilmittel. Sie fotografiert verlassene Tankstellen, Hotels, Friseursalons. Die scheinbar banalen Orte verwandeln sich durch gezielte Beleuchtung in schillernde Bühnenbilder. „Je dunkler der Raum, desto mehr leuchtet das Bild“, sagt sie. Ihre Aufnahmen wirken wie Standbilder aus Filmen vergangener Jahrzehnte, Erinnerungsräume in Neonlicht getaucht.
Auch Contessa Roberts arbeitet mit Licht als Erzählmittel. In ihrer fotografischen Vision „Night at the Commerzbank Tower“ begegnet man einem Dinosaurier im modernen Bankgebäude. Die Lichtpunkte tanzen durch den Raum, erzeugen eine fast surreale Tiefenwirkung. Es ist ein Zeitensprung, eine visuelle Irritation und ein stilles Plädoyer für das Fantastische im Alltäglichen.
Das Sichtbare im Unsichtbaren
Elisa Rivera hingegen richtet den Blick auf das Übersehene. In ihren Makroaufnahmen von wilden Pflanzen, urbanem Ödland und mikroskopisch wirkenden Strukturen erscheinen Moose und Blüten wie Organismen aus einer anderen Welt. „Ich fotografiere Orte, von denen man denkt, es gäbe dort nichts, aber das Licht zeigt, dass es sehr viel gibt“, erklärt sie. Ihre Arbeiten lassen Stadt und Natur ineinanderfließen, sichtbar gemacht durch das einfallende Licht.
Jan Henrik Sohnius spürt dem Absurden in der Stadt nach: zugemauerte Dachgauben, funktionslose Schienen, Treppen ins Nichts. Seine Fotografien erzählen humorvoll vom urbanen Absurden. Auch hier ist Licht das Mittel der Sichtbarmachung. Es richtet den Fokus auf die Abgründe im Alltag, die wir sonst achtlos übersehen.
Reflexionen, Spiegelungen, Dekonstruktion
Friederike Mühleck nutzt Spiegelung und Symmetrie, um urbane Strukturen zu neuen Kompositionen zu arrangieren. Ihre digital zusammengesetzten Bildräume lösen die konkrete Stadtlandschaft auf und setzen sie als abstrakte Architektur neu zusammen. Licht wird zur zeichnenden Kraft, strukturiert Flächen, erzeugt Tiefe und vermittelt neue Lesarten urbaner Realität.
Barbara Walzer hingegen bleibt dem realen Stadtbild treu, aber verleiht ihm neue Kraft: Ihre winterlichen Aufnahmen, etwa von der Dreikönigskirche mit flatternden Tauben im Morgenlicht, zeigen Frankfurt als Bühne für Licht und Atmosphäre. „Ich liebe Winter in Frankfurt, weil er so selten geworden ist“, sagt sie. Ihre Bilder sind klar, fast grafisch und beeindrucken als stille Hommage an fast vergangene Zeiten.
Christiaan Tonnis schließlich fotografiert mit einem ausgeprägten Sinn für das Flüchtige. Er spricht vom „magischen Moment“, wenn die Sonne hinter einer Wolke hervorschaut oder Seifenblasen vor der Alten Oper tanzen. In seinen Bildern treffen Alltag und Traum aufeinander. „Ich will den Moment einfangen, der sonst verloren geht“, sagt er. Dabei nähert er sich einer modernen Form des fotografischen Impressionismus: Statt Motive zu dokumentieren, fängt er Lichtstimmungen ein, macht das Flüchtige sichtbar.
„Stadt.Licht“ ist keine klassische Dokumentation Frankfurts, sondern eine verführerische Einladung, die Stadt neu zu sehen. Licht dient nicht nur der Beleuchtung, sondern wird zum Thema selbst. Ob Reflexion, Schattenwurf, Gegenlicht oder gezielte Ausleuchtung: Die Fotografen stellen die Frage, was wir sehen, wenn wir hinschauen, vielleicht auch, was wir übersehen, wenn das Stadt.Licht fehlt.
Die Ausstellung läuft bis zum 24. August in der BBK Galerie Frankfurt (Hanauer Landstraße 89). Öffnungszeiten: Fr 16–19 Uhr, Sa 15–19 Uhr, So 14–18 Uhr.
Weitere Infos:
www.bbk-frankfurt.de
Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht am 12. August 2025 in Frankfurter Neue Presse