Unaufgeregt und bescheiden betritt der in London geborene und in New York aufgewachsene Künstler David FeBland (1949) die Westend Galerie, in der über 20 seiner aktuellen Ölgemälde die Wände bespielen. „City & Sea“, so der Titel, in der New Yorker Großstadtszenen, kontrastiert mit sinnlichem Badevergnügen am Meer, den Ton angeben. Alle Werke hat er eigens für die Frankfurter Ausstellung von Barbara von Stechow geschaffen, seiner Galeristin, die ihn seit mehreren Jahrzehnten vertritt.
Die Galeristin spricht mit Begeisterung über die langjährige Zusammenarbeit und betont, dass er sich kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert hat. „David ist bekannt für seine realistischen Darstellungen, die oft mit dem Stil von Edward Hopper verglichen werden, jedoch eine stärkere zeitkritische Aussage tragen.“ Seine Bilder, die sowohl gesellschaftliche als auch politische Themen aufgreifen, seien von einer „tiefen intellektuellen“ Neugier geprägt. David FeBland lässt sich für die Motive auch bei seinen Reisen inspirieren. Häufig unternimmt er zusammen mit seiner Frau Fahrradtouren.
Der Ausstellungsbesucher darf sich bei den figurativ angelegten Ölgemälden an einem wahren Trommelwirbel an Farben und gleißendem Licht erfreuen. Großstadtszenen, Abschiede am Bahnhof oder auch schon einmal ein Museumsbesuch, werden realistisch dargestellt, ohne vorzugaukeln, man bewege sich an der Grenze zur Fotografie, dafür sorgen kräftige, gestische Pinselstriche. Eine von warmen Tönen dominierte Palette lässt Farben wie Stars auf einer Bühne agieren, flankiert von Pastelltönen im Bildhintergrund. Wenn FeBland etwa eine riesige Eiscreme-Waffel mit prallen Kugeln auf die Leinwand bannt, dann kann man sich kaum satt sehen an der Großaufnahme von Pink und Vanille. Wenn das Ganze zudem von einer kleinen, fett roten Kirsche auf der Eiskugel gekrönt wird, gesellt sich eine Prise Humor dazu.
Selbst wenn der Künstler Menschen im Regen malt, spielt der Dreiklang von zarten Grüntönen des Regenschirms, einem komplementären Orange des Regenmantels und dem satten, warmen Rotton der Umhängetasche der durch den New Yorker Regen eilenden jungen Frau eine beschwingte Melodie, garantiert in Dur.
Die Gemälde, alle mit Titeln, die an Einträge in einem Fotoalbum erinnern, könnten Filmepisoden entspringen, auch das macht ihren Reiz aus. Denn nur zu gerne würde man erfahren, worüber sich die dargestellten Personen unterhalten, woher sie kommen und wie die Story weitergeht. Er sei ein „narrativer“ Maler gibt er zu, dessen Ouevre durchaus cineastische Züge aufweist. Künstlerisch verbunden fühlt er sich etwa dem US-Regisseur Woody Allen, auch er fokussiere Menschen und ihre konfliktreichen Beziehungen sowie den geografischen Einfluss. Genau wie bei Woody Allen kann man sich einen David FeBland nicht ohne „sein“ New York vorstellen.
Dennoch, irgendetwas stimmt an seiner Interpretation der New Yorker Großstadtszenen nicht. Haben wir jemals die pulsierende Metropole in einem solch flirrenden Licht wie in FeBlands „Butter Cup“, das eine junge Frau im Straßencafé zeigt, oder „Red Dog“, zwei modisch gekleidete Mädchen und Hündchen im Hintergrund, erlebt? Warum sind die Schatten so dunkel und definiert, so als würden sie ein Eigenleben inszenieren? FeBland, der neben seinem New Yorker Studio ein weiteres Domizil in Arizona unterhält, bringt das gleißende Licht Arizonas mit nach New York City, so viel verrät er. Die Szenen entstammen der Großstadt, doch das Licht und die Atmosphäre sind importiert. Diese Irritation entpuppt sich als Kunstgriff. Sie sorgt neben dem ästhetischen Genuss dafür, dass nahezu vertraute Alltagsszenen, dem üblichen Umfeld entrissen, auf die Waagschale gestellt werden.
„Wer spricht, bekommt Licht“, heißt es im Theater. FeBland, der bei seinem Personal fest auf den Lichtknopf drückt, sorgt dafür, dass der Betrachter über Bildinhalte nachdenkt. Die Gemälde der Ausstellung bleiben in der Erinnerung verhaften. Auch das ist eine weitere Nähe zum Kino. Wir erinnern Gesten, Momente, Licht und Farben.
Weitere Informationen unter galerie-von-stechow.com
Veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse am 28. Oktober 2024