Die Leipziger Straße: Immer für eine Überraschung gut!

Einst fuhren durch die Leipziger Straße Straßenbahnen, und ältere Anwohner erinnern sich mit Nostalgie an die Zeiten, als die Linie 3 die Straße passierte. Heute streiten sich Fahrradfahrer, Fußgänger, E-Scooter und Pkws um den Vorrang auf Straße und Bürgersteig, doch meistens akzeptiert man sich, wenn auch mit einem genervten Achselzucken. Was alle begeistert ist neben einer breit aufgestellten Gastronomie ein vielfältiges Angebot an unterschiedlichen, zumeist inhabergeführten Geschäften, die die lokale Bevölkerung und Kunden aus dem Umland anzieht.

Im Gespräch mit Holger Wessendorf, Geschäftsführer des Sportvereins FTG, und den beiden Geschäftsleuten Thomas Lehr (Parfümerie Lehr) und Isabelle Routisseau (Galerie Hake), alle Mitglieder des Gewerbevereins „Bockenheim Aktiv“, wird auf das breite Einkaufssortiment vor Ort verwiesen, das von Lebensmitteln über Gesundheitsprodukte bis hin zu Textilien und Dienstleistungen reicht. Noch immer prägen Traditionsgeschäfte wie das Elektrogeschäft EP-Hammer, Foto-Firlé oder die Metzgerei Waibel, die ihre Fleisch- und Wurstwaren in eigener Herstellung fertigt, das Bild der Straße.

Mit an Bord im im Gewerbering „Bockenheim Aktiv“: (v.l.) Isabelle Routisseau (Galerie Hake), Holger Wessendorf (Geschäftsführer FTG Verein) und Thomas Lehr (Parfümerie Thomas Lehr) Foto: Edda Rössler
Mit an Bord im im Gewerbering „Bockenheim Aktiv“:
(v.l.)
Isabelle Routisseau (Galerie Hake), Holger Wessendorf (Geschäftsführer FTG Verein) und Thomas Lehr (Parfümerie Thomas Lehr)
Foto: Edda Rössler

Die Nachfrage sei groß, insbesondere seit der Ansiedlung „großer Marken“ wie Zalando Prime in dem ehemaligen Kaufhofgebäude, das ein jüngeres Publikum angezogen habe. „Dieses neue Klientel hat auch andere Geschäfte belebt, die von der gesteigerten Frequenz profitieren.‘“
Einen wichtigen Tipp geben sie gleich vorab zum Kennenlernen mit: „Geht auch in die Seitenstraßen und in die Hinterhöfe der Leipziger!“ In der der Tat, hier entdeckt man originelle Cafés, Weinläden und die von Isabelle Routisseau geführte Rahmengalerie Hake mit einer herrlich gestalteten, mediterranen Terrasse.
Trotz der insgesamt guten Entwicklung spricht man von möglichen Herausforderungen. Wie etwa Leerstände, bedingt durch finanzkräftige Spekulanten, die die Immobilie für Jahre hinweg nicht vermieten müssen. Auch zukünftige Mobilitätspläne der Stadt Frankfurt werden die Geschicke vor Ort beeinflussen.

Ein Duft liegt in der Luft

Seit Jahrzehnten ist die Parfümerie Lehr eine feste Größe in der Frankfurter Einkaufslandschaft. Inhaber Thomas Lehr, der das Familienunternehmen in dritter Generation führt, entschied sich 2020 für einen weiteren Standort in der Leipziger Straße 23.

Thomas Lehr, Inhaber Parfümerie Thomas Lehr „Unser Angebot richtet sich an eine anspruchsvolle Kundschaft.“ Foto: Edda Rössler
Thomas Lehr, Inhaber Parfümerie Thomas Lehr
„Unser Angebot richtet sich an eine anspruchsvolle Kundschaft.“
Foto: Edda Rössler

Der Laden strahlt eine freundliche Atmosphäre aus und es gibt viele Fläschchen, Flakons und Tiegel zum Testen und Staunen. „Düfte und Pflegeprodukte sind unser Kerngeschäft“, sagt Lehr. Stolz ist er auf die große Auswahl an „Nischendüften“, die nicht in jeder Parfümerie erhältlich seien. Zu ihnen zählen Parfüms wie Simone Andreoli, Lubin, Lengling, Porsche Design, Van Cleef & Arpels oder auch Carven. Er macht zudem auf seine Entdeckung der kleinen Duftmanufaktur „Acqua Dell Elba“ aufmerksam. Schon beim Öffnen des Flakons entfaltet sich ein zarter Zitronenduft, der an Sonne, Meer und Süden erinnert.
Die Düfte und die Pflegeprodukte bewegen sich im gehobenen Preissegment. Für eine Zahnpasta darf der Kunde durchaus schon mal 50 Euro zahlen. Eine Prise Luxus eben, vielleicht eine gute Investition für den ersten Dating-Kuss.

Die ehrwürdige Bock-Apotheke kann auch Cannabis

Schon von außen zieht die Bock Apotheke in der Leipziger Straße 71 alle Blicke auf sich. Das mit reichlich Schmuckornamenten verzierte, denkmalgeschützte Gebäude, über dessen Eingangstür ein gusseiserner Bock prangt, setzt ein architektonisches Ausrufezeichen in das Straßenbild. Im Inneren signalisieren alte Holzschuber und Regale Gediegenheit. Die ersten Pillen wurden hier 1822 verkauft und noch immer dreht sich hier alles um Arzneimittel, vor allem um ein ganz besonderes.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Apotheke ist die Spezialisierung auf die Herstellung individueller Arzneimittel, insbesondere Cannabis-basierte Medikamente, informiert Inhaberin Annette Heinz, die in dritter Generation die Apotheke führt.

Annette Heinz, Inhaberin Bock Apotheke „Die Leipziger Straße ist ein quirliger, pulsierender Standort“ Foto: Edda Rössler
Annette Heinz, Inhaberin Bock Apotheke
„Die Leipziger Straße ist ein quirliger, pulsierender Standort“
Foto: Edda Rössler

Seit den 1990er Jahren gehört die Bock-Apotheke zu den Pionieren in Deutschland, die „medizinisches“ Cannabis für Schmerzpatienten und schwerkranke Kinder herstellen. „Wir haben bundesweit einen Ruf erlangt und versorgen Patienten in ganz Deutschland mit maßgeschneiderten Cannabis-Medikamenten

Das „Herzstück“ der Apotheke bildet das hauseigene Labor, in dem speziell angefertigte Medikamente nach ärztlichen Vorgaben hergestellt werden. Dies ermöglicht eine individuelle Patientenversorgung, die weit über das Standardangebot hinausgeht. Neben Cannabispräparaten stellt die Apotheke auch andere spezielle Rezepturen her, etwa für Menschen, die Schwierigkeiten beim Schlucken haben und flüssige Medikamente benötigen.
Dennoch, trotz der modernen Ausrichtung bleibt die persönliche Beratung ein wichtiger Aspekt der Arbeit in der Bock-Apotheke.

„Eselsohr“ – Eine Stadtteil-Buchhandlung

Etwas versteckt, um die Ecke im Weingarten 11, liegt die Buchhandlung Eselsohr. Auch sie ist ein fester Bestandteil des Bockenheimer Geschäftslebens. Seit der Gründung vor 38 Jahren legt man Wert auf ein vielfältiges Sortiment, das vom ersten Bilderbuch bis zur anspruchsvollen Jugendliteratur reicht. Selbst die Eltern und Großeltern werden hier mit einem breiten Angebot an Belletristik versorgt. „Mittlerweile sind wir nicht nur eine Kinder-, sondern auch eine Stadtteilbuchhandlung“, sagt Buchhändlerin und Inhaberin Grischa Götz.
Mit besonderem Augenmerk auf Kinder- und Jugendliteratur bietet das „Eselsohr“ alles, was junge Leser begeistert: Vom Stoffbuch für die Allerkleinsten über klassische Bilderbücher bis hin zu Erstlesebüchern und spannender Jugendliteratur für Teenager. Der Laden deckt dabei alle Altersgruppen ab, vom Kleinkind bis hin zu Jugendlichen im Alter von 14 Jahren. „Wir wollen Kinder von Anfang an für Bücher begeistern, sie mit auf eine Reise in die Welt der Fantasie nehmen und ihre Liebe zu Geschichten fördern.“
Auch auf aktuelle Trends in der Kinderliteratur wird reagiert: So hat die Buchhandlung in den letzten Jahren verstärkt Comics und Mangas in ihr Sortiment aufgenommen, um die gestiegene Nachfrage der jungen Leserschaft zu bedienen. „Das Leseverhalten hat sich verändert“, so Götz. „Früher waren Kinderbücher oft textlastiger und anspruchsvoller in der Sprache.

Grischa Götz, Inhaberin der Buchhandlung Eselsohr „Das Schönste an meinem Beruf ist, Kinder für das Lesen zu begeistern.“ Foto: Edda Rössler
Grischa Götz, Inhaberin der Buchhandlung Eselsohr
„Das Schönste an meinem Beruf ist, Kinder für das Lesen zu begeistern.“
Foto: Edda Rössler

Die Inhaberin legt Wert auf persönliche Beratung, um Kindern und ihren Eltern das passende Buch zu empfehlen. „Das Schönste an meinem Beruf ist, Kinder für das Lesen zu begeistern und ihnen die Freude an Geschichten zu vermitteln“, sagt sie. Das „Eselsohr“ ist jedoch nicht nur für seine Bücher bekannt, sondern auch für das Angebot an Spielzeug und kleinen Mitbringseln.

Ein paar Schritte weiter empfiehlt sich im Weingarten 17 „Le Coccole“ mit geschmackvollen Angeboten für die Baby-Erstausstattung. Inhaberin Angelique Aprile bietet „gesunde“ Kleidung und Spielwaren rund um das Kleinkind.

Beim Hörakustiker Pietschmann kommt sogar KI ins Spiel!

Zu einem wichtigen Dienstleister im Gesundheitsbereich zählt die Hörakustik Jens Pietschmann GmbH, die an der Ecke Leipziger Straße/ Basaltstraße 1 angesiedelt ist. Im Gespräch mit der „Ingenieurin für Hörtechnik und Audiologie“, Dr. Anja Eichenauer, erfahren wir, dass sogar die KI mittlerweile Einzug die Welt der Hörgerate nahm.
Vor 25 Jahren gegründet, teilt sich Jens Pietschmann heute die Leitung mit Geschäftspartnerin Anja Eichenauer. Sie werden von elf Mitarbeitern unterstützt und beschäftigen sich vor allem mit der individuellen Anpassung von Hörgeräten bis hin zur Nachsorge von „Cochlea-Implantaten“. „Das sind elektronische Innenohrprothesen, die Schwerhörigen und Gehörlosen das Hören ermöglichen“, erläutert sie.

Hörakustik Jens Pietschmann GmbH setzt auch auf KI: Mit-Inhaberin Dr. Anja Eichenauer lädt ein zur „Hörrreise“ Foto: Edda Rössler
Hörakustik Jens Pietschmann GmbH setzt auch auf KI:
Mit-Inhaberin Dr. Anja Eichenauer lädt ein zur „Hörrreise“
Foto: Edda Rössler

Weit gefehlt, dass Schlechthören allein eine Sache von Senioren ist. Schon bei Säuglingen, direkt nach der Geburt, wird durch frühe Hörtests festgestellt, ob eine Hörminderung vorliegt. „Unsere Kunden fangen bei null an.“ Das Unternehmen ist eines der wenigen Hörakustiker, die auch Kinder betreuen.
Ein aktueller technologischer Meilenstein in der Hörakustik ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in Hörgeräten, der erst seit kurzem verfügbar ist und für Begeisterung bei Pietschmann sorgt. „Wir haben das erste Ausproben des Hörgerätes gestartet, und die Kunden waren begeistert“, sagt Eichenauer. Die Hörgeräte sind mit fortschrittlichen Algorithmen ausgestattet, die darauf abzielen, störende Geräusche in den Hintergrund zu drängen und Stimmen zu verstärken. Zum Einstieg in die „Hörreise“ laden vor Ort kostenlose Beratungstermine ein.

Käse-Spezialist Mathieu bringt Savoir-faire ins Spiel

Mit einem charmanten französischen Akzent und seiner Leidenschaft für Käse verzaubert Mathieu Ducamp seit einiger Zeit die Leipziger Straße. „Mein Käsegeschäft bietet weit mehr als nur Produkte, es bringt ein Stück Frankreich nach Frankfurt“, erzählt er mit einem Lächeln.

„Es um mehr als „nur“ um Käse. Es geht um Genuss, Tradition und die Freude am Leben.“ Mathieu Ducamp, Inhaber Käseladen Maison Ducamp Foto: Edda Rössler
„Es um mehr als „nur“ um Käse. Es geht um Genuss, Tradition und die Freude am Leben.“
Mathieu Ducamp, Inhaber Der Käseladen
Foto: Edda Rössler

Mathieu stammt aus einer Region in Nordfrankreich, wo der berühmte „Maroilles“ Käse traditionell zum Frühstück gegessen wird. Schon als Kind war er von der Welt des Käses fasziniert. Während seines Studiums arbeitete er zunächst in der Wein- und Käseindustrie. Schnell merkte er, dass seine wahre Leidenschaft nicht in der Großproduktion, sondern im feinen, handwerklich hergestellten Käse liegt. Er reiste durch Europa, besuchte kleine Käsebauern und vertiefte sein Wissen über traditionelle Käsesorten. Diese Erfahrungen prägen heute das Konzept seines Ladens.
Was „Der Käseladen“ in der Leipziger Straße 31 auszeichnet, ist die beeindruckende Auswahl von rund 300 Käsesorten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf zwei Kategorien: französischer Ziegenkäse und gereifte Käsesorten aus ganz Europa. „Jeder Kunde findet hier genau den Käse, der seinem Geschmack entspricht“, davon ist er überzeugt.

Exklusives aus Leder – Taschen made by Daniela Damm

Die Frankfurter Taschen-Designerin Daniela Damm vereint in ihren handgefertigten Taschen traditionelle Handwerkskunst mit einem modernen und individuellen Design. Dabei geht es ihr nicht um den letzten Modeschrei, sondern um klassische Eleganz und Funktionalität. „Meine Kundinnen sind gestandene Businessfrauen, die wollen keinen Firlefanz.“
Seit über 20 Jahren schon betreibt sie das Atelier Daniela Damm in der Falkstraße 28 und hat sich mit exklusiven Taschenmodellen, jede ein Unikat, einen festen Platz bei ihren Stammkunden erobert.

„Das Leder, das ich verwende, ist durchgefärbt und von höchster Güte.“ Daniela Damm, Inhaberin Atelier Daniela Damm Foto: Edda Rössler
„Das Leder, das ich verwende, ist durchgefärbt und von höchster Güte.“
Daniela Damm, Inhaberin Atelier Daniela Damm
Foto: Edda Rössler

„Ich biete meine Modelle an, aber die Kundin kann das Design nach ihren Vorstellungen verändern“, erklärt die zur Meisterin ausgebildete Lederwarenexpertin. Ob eine Tasche in einer anderen Farbe, mit einem speziellen Griff oder in einer anderen Größe, das alles ist möglich. „Es gibt Frauen, die ganz genau wissen, was sie brauchen, sei es eine bestimmte Tragweise oder eine ganz konkrete Vorstellung der Farbe. Ich nehme mir die Zeit, mit ihnen gemeinsam ihre Traumtasche zu gestalten.“
Wer auf der Suche nach einem Unikat ist, das nicht nur modisch, sondern auch funktional und nachhaltig ist, wird in ihrem Atelier fündig.

Dieser Kaffee macht süchtig: Stern Kaffeerösterei Wissmüller

Eddas Tipp!!!!!

Die Kaffeerösterei Wissmüller in der Leipziger Straße 38 steht seit über 70 Jahren für hochwertigen Kaffee und traditionelle Handwerkskunst. 1948 von Hermann Wissmüller, dem Großvater des heutigen Inhabers Alexander Sztulman gegründet, entwickelte sie sich über drei Generationen hinweg zu einer bekannten Adresse für Kaffee. Beliebt ist zudem der kleine, pulsierende Treff, direkt vor der im Hinterhof gelegenen Rösterei. Hier treffen sich Menschen aller Altersklassen und Nationen auf einen Cappuccino oder Espresso.

Alexander Sztulman, Inhaber der Kaffeerösterei Wissmüller, ist selbst Kaffee-Fan. Sein persönlicher Kaffee Favorit ist der Stern-Espresso. Foto: Edda Rössler
Alexander Sztulman, Inhaber der Kaffeerösterei Wissmüller, ist selbst Kaffee-Fan. Sein persönlicher Kaffee Favorit ist der Stern-Espresso.
Foto: Edda Rössler

Der engagierte Leiter Alexander Sztulman informiert, dass man mittlerweile über 20 Kaffeesorten röstet und zum Verkauf anbietet. Die Geschmacksrichtungen reichen vom „milden, sonnengetrockneten“ Robusta, einem afrikanischen Naturkaffee über die „mittelkräftige“ Stern-Mischung mit Schokoladengeschmack bis hin zum „karamelligen, mit sanft blumigen Noten abgerundeten“ Tansania. Allein das Lesen der Verkaufsliste klingt wie Poesie und macht Laune, in die ebenso wohlschmeckende und -riechende Kaffeewelt einzutauchen.
Jedes Jahr probiere das Stern-Team neue Ernten und wählt Bohnen mit den höchsten Qualitätsstandards aus, so Sztulman. „Nur der Kaffee, der den Geschmackstest besteht und ins Geschmacksprofil der Rösterei passt, wird ins Sortiment aufgenommen.“ Wichtig sind ihm „Single Origin Kaffees“, das sind Kaffees, die aus einer einzigen Region stammen und somit ein besonders reines und unverfälschtes Aroma bieten.
Neben dem handwerklichen Aspekt und der Qualität legt die Stern Kaffeerösterei Wert auf Nachhaltigkeit. Die Bohnen stammen aus fairen und nachhaltigen Quellen, und die Partnerschaften mit den Kaffeebauern sind langfristig angelegt.

Vabene – Bunte Mode mit einem Ausrufezeichen

Auch die Boutique Vabene gibt es schon seit Jahrzehnten auf der Leipziger Straße 50. Viele Jahre war die in der Modebranche tätige Nicole Amsler hier selbst begeisterte Kundin. Als sich der langjährige Inhaber zurückziehen wollte, entschloss sich die quirlige Modeberaterin, das Geschäft zu übernehmen. „Es war eine große Herausforderung, plötzlich selbst Chefin zu sein, aber es fühlt sich richtig an“, sagt sie. Genau das spürt man, wenn man ihren Laden betritt.

„Ich achtet auch darauf, dass sich jede Frau, ob klein, groß, zierlich oder kurvig, sich in meiner Mode wohlfühlt.“ Nicole Amsler, Inhaberin von Vabene Foto: Edda Rössler
„Ich achtet auch darauf, dass sich jede Frau, ob klein, groß, zierlich oder kurvig, sich in meiner Mode wohlfühlt.“
Nicole Amsler, Inhaberin von Vabene
Foto: Edda Rössler

Von außergewöhnlichen Mustermixen über farbenfrohe Highlights bis hin zu klassischen Basics, die Auswahl ist vielseitig und dennoch sorgfältig kuratiert. „Viele meiner Kundinnen kommen gezielt zu mir, weil sie das Besondere suchen, etwas, das man nicht überall sieht.“
Große Schaufenster, auch an der Ecke zum benachbarten Weingarten hin, geben den Blick auf die originelle Mode frei und verlocken Passanten, das Geschäft zu besuchen.
Ihre Kollektionen stammen von kleinen Designern und ungewöhnlichen Labels, die in Italien und anderen europäischen Ländern fertigen. Eine ihrer liebsten Designerinnen ist eine talentierte Perserin, die mit viel Liebe zum Detail in Italien produzieren lässt, verrät Amsler.
Das Angebot der Boutique ist auf ein breites Spektrum von Frauen mit unterschiedlichen Passgrößen ausgelegt. „Viele unserer Teile sind in Einheitsgrößen erhältlich, was den Vorteil hat, dass sie unabhängig von der Figur perfekt passen.“ Der Schnitt mache den Unterschied“, davon ist Nicole Amsler überzeugt.

Die „Frauenbetriebe“ – Ein Entspannungsort für Mode Fans

Denkt man an Bockenheim, denkt man zugleich an die „Frauenbetriebe“. Die in der Leipziger Straße 5 angesiedelte Boutique, der sich vor 20 Jahren noch ein Möbelgeschäft anschloss, existiert seit 34 Jahren. Das allein schon ist ein gewaltiger Kraftakt, denkt man an die vielen Umbrüche im Textilbereich. Da muss Gründerin und Chefin Renate Wegner-Koch doch den Nerv ihrer Kundschaft treffen.

Anregungen findet die erfahrene Modefrau auch auf Modemessen wie etwa in Düsseldorf. Renate Koch-Wegner, Inhaberin und Gründerin von „Frauenbetriebe“ Foto: Edda Rössler
Anregungen findet die erfahrene Modefrau auch auf Modemessen wie etwa in Düsseldorf. Renate Koch-Wegner, Inhaberin und Gründerin von „Frauenbetriebe“
Foto: Edda Rössler

Die Idee zur Gründung des Ladens entstand aus einem Kurs für Existenzgründerinnen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollten, erinnert sie sich. Ursprünglich sollte auch einmal ein Café entstehen, diese Idee verwarf man jedoch rasch und konzentrierte sich auf Mode.
Betritt man das geräumige Geschäft, laden Mode, Schmuck und Accessoires zum Entdecken und Anprobieren ein. Weite, großzügige Schnitte und eine Farbpalette mit einer Vorliebe für gedeckte, oft dunkle Töne bestimmen den Showroom. Die Stoffe bewegen sich im Qualitätssegment. Nicht der allerletzte Modeschrei, aber anspruchsvolle Kleidungsstücke, die man auch länger tragen kann, bestimmen das Konzept. „Ich kaufe das, was mir gefällt“, erläutert Koch-Wegner selbstbewusst. Anregungen findet die erfahrene Modefachfrau auch auf Modemessen wie etwa in Düsseldorf. Wichtig ist für sie, dass die Mode für Nachhaltigkeit steht.
Wie in den Anfangstagen sind die Frauenbetriebe noch immer gefragter Treffpunkt. „Viele meiner Kundinnen kommen nicht nur zum Einkaufen, sondern auch für ein Schwätzchen. Wir reden über alles Mögliche, von Mode bis hin zu aktuellen Filmen oder Ausstellungen.“

Optik Kempf sorgt für Durchblick

Natürlich gibt es auch Kempf Optik seit Jahrzehnten in der Leipziger Straße 34. „Zu unseren treuen Stammkunden zählen ganze Generationen. Großeltern, Eltern und auch die Kinder lassen sich bei uns Brillen fertigen“, freut sich Betriebsleiterin Eva Herfurth. Sie selbst ist seit über 20 Jahren an Bord und lernte noch die ehemalige Chefin kennen. „Frau Kempf verkaufte das Geschäft vor zwei Jahren an Optiker Oliver Schmitz, der gleich mehrere Brillenläden betreibt.“ Aus ihrer Sicht sei das ein großer Vorteil. „Haben wir einmal ein gewünschtes Glas oder Gestell nicht im Laden, können wir das bei Kollegen rasch anfordern.“

Ist selbst großer Brillenfan: Eva Herfurth, Betriebsleiterin von Kempf Optik Foto: Edda Rössler
Ist selbst großer Brillenfan: Eva Herfurth, Betriebsleiterin von Kempf Optik
Foto: Edda Rössler

Eva Herfurth ist Fan des Standorts. „Kunterbunt“ sei die Kundschaft, die sich auch aus Empfehlungen und Laufkunden zusammensetze. Jeden Morgen, wenn sie über die Leipziger Straße zu ihrem Arbeitsplatz gehe, begegneten ihr Bockenheimer Geschäftsinhaber und man begrüße sich stets freundlich. „Bockenheim ist ein Dorf“, sagt sie, und das klingt aus ihrem Mund wie ein großes Lob.
Die Optikerin mit Herz brennt für ihr Geschäft. Aus der Vielzahl an Brillen, von der Gleitsicht-, über die PC-Arbeitsbrille bis zu Lese- und Sonnenbrillen, sei es stets eine Herausforderung, die beste Lösung für den individuellen „Fall“ zu finden. Wie etwa bei einer Dame, die keine Augenlinsen hatte und für die man eine Brille fand, mit der sie wieder sehen konnte.
Auch das freut sie: Die Brillengestelle sind modisch und vielseitig. Heute spricht man nicht mehr von “Brillenschlangen“, selbst Kinder bevorzugen eine modische Brille.
Hat sich der Kunde dann aus der Fülle an Marken wie Prada, Dolce und Gabbana bis hin zu Munic Eyewear für sein Lieblingsmodell entschieden, dauert es in der Regel nur eine Woche, bis die Brille angefertigt ist. „Wir haben ein engagiertes Team in unserer Werkstatt vor Ort.“

Handgefertigte Schuhe – Purer Luxus

Fast übersieht man das Geschäft in der Falkstraße 94, doch der Besuch lohnt sich. Schuhmacher Stefan Höhl steht für handgefertigte Maßschuhe und das bereits seit der Geschäftsübernahme 1998, als er den Laden vom Vater, der das Unternehmen 1968 gründete, übernahm. Geballtes Know-how und viel Freude an jedem einzelnen Auftrag, das zeichnet den gelernten Orthopädie-Schuhmachermeister aus. Seit 1982 werden hier ausschließlich Maßschuhe gefertigt, jedes ein Unikat aus feinstem Leder. Mittlerweile bezieht Höhl die Leder aus Süddeutschland. „Diese Materialien sind extrem langlebig und werden mit der Zeit sogar noch schöner“, erklärt er.

Guter Geschmack ist etwas teurer. Inhaber und Schuhmachermeister Stefan Höhl. „Der Höhl“ setzt auf maßgefertigte Schuhe Foto: Edda Rössler
Guter Geschmack ist etwas teurer. Inhaber und Schuhmachermeister Stefan Höhl. „Der Höhl“ setzt auf maßgefertigte Schuhe
Foto: Edda Rössler

Der Vorteil eines handgefertigten Schuhs, dessen Herstellung zwischen 8 bis zu 10 Wochen daure, sei es, dass „er sich wie eine zweite Haut anfühlt.“ Alles hier ist Maßarbeit pur, selbst die einzelnen Herstellungsprozesse. Der Fuß des Kunden werde vermessen, es wird ein Abdruck hergestellt und anschließend das „Leisten“ gebaut, ein Modell, über das das Leder gearbeitet wird.
Dabei kann der Kunde selbst entscheiden, welches Design, welches Leder und auch welchen Farbton er bevorzugt. Auf Optik und modischen Design müsse man nicht verzichten. „Ich kann auch Pumps oder kniehohe Stiefel anfertigen.“
So viel Maßarbeit und Luxus hat dann auch schon mal seinen Preis. Los geht es bei Höhl ab ca. 1300 Euro, für Luxus-Stiefel darf man dann schon mal um die 6000 bis zu 7000 Euro berappen. Doch dafür seien die Schuhe extrem langlebig. Wir gehen von mindestens 15 Jahren, sagt er, und erinnert sich an einen Kunden, der vom Vater maßgefertigte Schuhe mitbrachte, die über 40 Jahre alt waren.

Einen schönen Überblick über ausgewählte Bockenheimer Geschäfte erhält man auch unter www.rundumdieleipziger.de

Veröffentlicht am 26. Oktober 2024 in Frankfurter Neue Presse