Drei Jahrzehnte Kunst mit Haltung – Die Galerie Hübner + Hübner begeht Jubiläum mit Neuanfang

Astrid und Ernst Hübner in ihrer Galerie im Grüneburgweg: Seit 1995 zeigen sie Kunst, die überrascht, und bleiben dabei immer offen für Neues, wie hier mit Gemälden des Ghanaers Kwesi Botchway. Foto: Edda Rössler
Astrid und Ernst Hübner in ihrer Galerie im Grüneburgweg: Seit 1995 zeigen sie Kunst, die überrascht, und bleiben dabei immer offen für Neues, wie hier mit Gemälden des Ghanaers Kwesi Botchway.
Foto: Edda Rössler

Vor 30 Jahren begann alles mit leeren Räumen und einer ordentlichen Portion Idealismus. Heute gehört die Galerie Hübner + Hübner im Frankfurter Westend zu den festen Größen der hiesigen Kunstszene.

Frankfurt im Jahr 1995: „Die Stimmung in der Kunstszene war damals „richtig mies“, erinnert sich Ernst Hübner. Und was tun, wenn es in der Kunst kriselt? „Dagegenhalten!“ sagt der Galerist heute, mit einem Lächeln, das zwischen Stolz und Nachdenklichkeit pendelt. Also gründeten er und seine Frau Astrid kurzerhand eine Galerie. Nicht aus Kalkül, das ergab sich irgendwie so, erinnern sie sich. „Wir sind da reingerutscht“, sagt Ernst Hübner. Eigentlich wollte man nur den Sohn aus dem elterlichen Wohnbereich bekommen und suchte einen Grund für eine alternative Nutzung.

Doch was als eine Art architektonisch-familiärer Ausweichversuch begann, wurde schnell zu einem Frankfurter Fixpunkt im Kunstbetrieb. 30 Jahre später hat sich die Galerie Hübner + Hübner fest etabliert, und das, obwohl (oder gerade weil) sie vieles anders macht als andere.

Astrid Hübner betrieb damals im ersten Stock der schmucken Altbauvilla eine Krankengymnastikpraxis, unten wohnte der studierende Sohn. Als er auszog, standen plötzlich Räume leer und Ideen im Raum. Erst übernahm kurzzeitig ein Galerist das Zepter. Doch das Modell, bei dem Astrid Hübner neben der Praxis auch den Verkauf in der Galerie übernehmen sollte, überzeugte nicht. Also entschieden die Hübners: Wir machen das selbst. Ein Schritt, der sich bald als Glücksfall für die Frankfurter Kunstszene herausstellte.

„Wir hatten das Glück, dass uns zu Beginn gleich bekannte Kuratoren und Künstler unterstützten“, erinnern sie. Namen wie der Kurator und Kunsthistoriker Jean-Claude Ammann oder Maler wie Johannes Spehr oder James Lloyd (der später sogar die Queen porträtieren sollte) tauchen früh in der Galeriegeschichte auf. Künstler, die geblieben sind und solche, die nur kurz Station machten. „Das ist ja auch das Spannende“, sagt die Galeristin. „Man entdeckt, man verliert, man bleibt in Bewegung.“ Heute zählen viele weitere renommierte Künstler, darunter Dieter Mammel, Heidi Riehl, Annika van Vugt oder Geli von der Schulenburg zum Galeriestamm.

Apropos Bewegung: Die Hübners waren viel unterwegs. Paris, Bologna, Chicago, New York, kaum eine Messe, die sie nicht besuchten oder auf der sie nicht ausstellten. Doch irgendwann kam der Bruch. „Das hat sich einfach nicht mehr gelohnt“, so Ernst Hübner. „Viel Geld, viele Versicherungen und am Ende sieht man die Leute nie wieder.“ Vor allem über die Art Miami haben die beiden heute wenig gute Worte übrig.
Also Schluss mit der „Kunstmessen-Romantik“, heute setzen sie wieder stärker auf ihr Stammpublikum und neue Formate.

Die Galerie öffnet sich seit kurzem für Künstler aus Afrika. „Die Szene in Ghana ist unglaublich lebendig geworden“, stellen sie fest. „Obwohl der Frankfurter Markt anfangs zögerte, haben wir gleich ein großes Bild verkauft, damit hätten wir nie gerechnet.“ Dass ihre Galerie jungen Talenten Raum gibt, zeigt sich auch an einem besonderen Format: Im ersten Stock kuratiert seit einiger Zeit die junge Kunsthistorikerin Kristina Weimann Ausstellungen mit Nachwuchskünstlern.

Dass Kunst bei den Hübners eine Herzensangelegenheit ist, merkt man schnell. Ernst Hübner, der ursprünglich aus der Computerbranche kommt, wuchs in einer Familie auf, in der Kunstgeschichte kein Fremdwort war. Vorfahre Julius Hübner (1806 – 1882), ein Schüler des Künstlers Wilhelm Schadows, zählt zu den renommierten Vertretern der Düsseldorfer Malerschule. Selbst als Schüler investierte der junge Ernst Hübner lieber in Grafiken als in Süßigkeiten.

„Unsere Kinder mussten mit, ob ins MoMA oder ins Museum Ludwig, das war Pflichtprogramm“, lacht er. Die Kunst war immer da und sie bleibt. Auch in Frankfurt, auch in der Zukunft. Zwar sei die Szene konservativer als in Berlin, aber das sei nicht unbedingt ein Nachteil. „Man wird gesehen, wenn man was Gutes zeigt.“

„Wir wünschen uns, dass die Kunstszene wieder etwas mehr Schwung bekommt“, betonen sie. „Früher war die Galerie der Ort, an dem man Kunst entdeckte. Heute sind es Messen, morgen vielleicht Auktionen.“ Dass gerade kleine, unabhängige Galerien dabei auf der Strecke bleiben, bereitet Sorgen. Umso wichtiger sei es, neue Künstler sichtbar zu machen, wie die jungen Positionen aus Afrika oder das, was da noch kommt.

Und eine Jubiläumsausstellung? „Noch nicht geplant“, sagen beide. „Aber wer weiß – vielleicht fällt uns noch was ein.“ Wer die Hübners kennt, weiß, das ist keine leere Floskel. Sie machen weiter, mit Haltung, mit Neugier und mit Herzblut.

Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse am 27. März 2025