Edda kauft ein – Die Schweizer Straße – ein kleines Shopping-Paradies

Jeder Frankfurter Stadtteil freut sich über eine Aktionsgemeinschaft, die sich tatkräftig für seine Belange einsetzt. Das auf den ersten Blick beschaulich wirkende Sachsenhausen hat sie. Angeführt wird der Zusammenschluss von Einzelhändlern und Gastronomen vom Unternehmer Gregor Meyer und dem Gastwirt Ralf Wagner. Typisch für den Stadtteil, auch sie betreiben erfolgreich eigene Familienbetriebe, die Generationen zuvor in Sachenhausen gegründet wurden. Das „MEYER“, so der Geschäftsname, in der Schweizer Straße ist ein Begriff für qualitätsvolle Feinkost, ebenso wie das in der Innenstadt in der Fressgass. Darüber verantwortet Meyer namhafte Gastronomiebetriebe wie etwa das Holbein’s in unmittelbarer Nähe des Städel Museums. Der gelernte Koch und Kaufmann hätte neben seiner Ausbildung zu gerne noch das Metzgerhandwerk erlernt. „Der Koch ist ein Verschwender, der Metzger arbeitet genauer am Produkt“, sagt er. Seine Lehrjahre verbrachte er als Koch in führenden deutschen Restaurants und Hotels. In Sachsenhausen, das Geschäft wurde hier von den Vorfahren 1946 eröffnet, fühlt er sich wohl. „Die Umsätze stimmen“, sagt er.

Gregor Meyer (Feinkost Meyer) und Ralf Wagner (Apfelwein Wagner) Vorsitzende Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße Foto: Edda Rössler
Gregor Meyer (Feinkost Meyer) und Ralf Wagner (Apfelwein Wagner)
Vorsitzende Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße
Foto: Edda Rössler

Auch Ralf Wagner verzeichnet in seinem Lokal „Apfelwein Wagner“ eine „rundum zufriedenstellende“ Nachfrage. Neben Einheimischen sei es ein Anziehungsort für Touristen aus dem In- und Ausland. „Der Tourist ist nicht allein der Chinese oder der Japaner. Wir haben viele deutsche Gäste, die aus etwa aus Kassel oder Fulda kommen.“ Die Frankfurter Küche, allen voran Speisen mit Grüner Soße, seien neben der urigen Atmosphäre gefragt. Wie es sich für einen Frankfurter Apfelweinbetrieb gehört, stammen die Äpfel aus dem nahen Umland. Wagner teilt sich die Geschäftsführung, wie das bereits seit drei Generationen Tradition ist, mit einem Familienmitglied. Cousin Harald Rudorf und er sind jeweils abwechselnd drei Wochen lang vor Ort, dann erfolgt die Schlüsselübergabe.
Erfolg, so scheint es, liegt in der Sachsenhäusener Luft. Selbst wenn einige Gastronomiekollegen und Einzelhändel aufgrund von pandemiebedingten Einbußen aufgeben mussten. Doch die Schweizer Straße ebenso wie die flankierenden Nebenstraßen, die Oppenheimer Landstraße, die Schwanthaler-, Textor- oder die Gartenstraße ziehe die Kundschaft an und der stationäre Handel funktioniert.
Neben einer vielseitigen Gastronomie, darunter eine Bar und zahlreiche Cafés, laden zumeist inhabergeführte Läden zum Shoppen ein. Das unterscheidet den Standort von anderen Stadtteilen oder der Innenstadt, dort dominierten Ketten.
Natürlich sei die Schweizer Straße nicht vor dem Online Handel nicht geschützt, so habe man jüngst das Schuhgeschäft Jordan verloren. Wichtig sei es, dass die Mieten bezahlbar bleiben und der Kunde die Shops weiterhin bequem ansteuern könne.
Diese Idylle sei bedroht, befürchten sie. Aktuelle städtische Bestrebungen, die annähernd 73 Parkplätze auf der Schweizer Straße zu streichen, könnten zu ähnlichen Situationen wie im Oeder Weg führen. “Wir haben als Aktionsgemeinschaft die Stimme gegen die Umplanung erhoben, die ab 2027 stattfinden soll. Dass die Straße sicherer für Radfahrer werden soll, begrüßen sie. „Aber wir brauchen die Menschen, die die Straße als Gelegenheit nutzen, beim Durchfahren zu stoppen, um rasch in eine Reinigung zu gehen, einen Blumenstrauß zu kaufen oder beim Wagner einen Handkäse zu essen.“

Der Spaziergang durch das Viertel, noch dazu bei Sonnenschein, erscheint wie die Blaupause zum Gespräch mit Gregor Meyer und Ralf Wagner.

Die Optikerin mit Seele

Optikermeisterin und Inhaberin Simone Wiese arbeitet mit viel Seele Optik Maschler Foto: Edda Rössler
Optikermeisterin und Inhaberin Simone Wiese arbeitet mit viel Seele
Optik Maschler
Foto: Edda Rössler

Über 20 Jahre war Simone Wiese bei Optik Maschler als Angestellte mit an Bord. Am 1. Januar 2024 übernahm sie das Traditionsgeschäft, das sich seit 60 Jahren auf der Schweizer Straße befindet. Der Standort, die Menschen und auch die Sympathie für die ehemaligen Chefs habe sie bewogen, 2022 die Meisterprüfung als Optikerin abzuschließen und dann zwei Jahre später als Chefin einzusteigen. Eigentlich war das nicht so gedacht“, erinnert sie sich. Als Mutter von zwei Kindern und mit der Pflege der Eltern betraut, war dieser Entschluss eine Herausforderung. „Doch ich bin so verbunden mit dem Geschäft, dass ich nicht wollte, dass ein anderer den Laden übernimmt.“ Ihre Stärke sei vor allem die individuelle Beratung und das professionelle Umfeld mit Messraum und eigener Werkstatt. Die Wege zur Brillenherstellung sind daher kurz und so werde eine Brille in der Regel innerhalb von sieben Tage produziert. „Einstärken“ könne man innerhalb von 24 Stunden und wenn alles vorrätig sei, sogar innerhalb einer Stunde. Kunden aller Altersgruppen vertrauen der Beratung, wobei die älteste Kunde 101 Jahre alt sei. Damit die Versorgung von älteren, nicht mehr mobilen Menschen klappt, unternimmt Wiese Haustermine und betreut Senioren in Altenheimen. Doch auch die Jüngeren fragen bei ihr und ihren Mitarbeitern nach. Modische Gestelle, zumeist deutscher und europäischer Hersteller wie Lunor oder Charmant Geo-Eyewear setzen modische Akzente. Dabei achte sie bei der Auswahl der Lieferanten neben Qualität auch auf deren Nachhaltigkeitskonzepte. Für nahezu jeden Geldbeutel gebe es ein passendes Angebot. In der Regel fangen die Kosten bei rund 150 Euro für ein Brillengestell an. Wer sparsamer kalkulieren möchte, könne sich für ein günstigeres Modell der Vorgängerkollektion entscheiden. Derzeit liegt ihrer Meinung nach der aktuelle Brillentrend bei Farbe. „Aber auch randlos“ passe immer.

Incognito – Ivonnas Tipps

Modeberaterin Ivonna Häuser (Incognito) Foto: Edda Rössler
Modeberaterin Ivonna Häuser (Incognito)
Foto: Edda Rössler

Eine Ausnahme für die Schweizer Straße stellt die Boutique Incognito dar. Denn der deutsche Modehersteller, mit Firmensitz in Aschaffenburg, ist in Frankfurt und Hessen zugleich an mehreren Standorten vertreten. Doch, da passen die Sachsenhäuser Parameter wieder, seit der langen Zeit von 16 Jahren am Standort in der Schweizer Straße vertreten. Genauso lange ist Verkäuferin Ivonna Häuser dabei, die die Mode mit Leidenschaft vertritt. „Man kann den Style als „casual“ beschreiben“, erklärt sie. Die „trendy“ Kleidung passe sowohl für die Arbeit als auch für den Restaurant-Besuch abends. Bei den zumeist Oversize-Modellen seien im Moment Farben wie etwa Blau angesagt. Sie bemühe sich immer, die Kundin „rundum“ einzukleiden. Denn neben Hosen, Röcken, Kleider und Blusen bieten passende Accessoires die Möglichkeit, den Look zu komplettieren. Schön sei es, wenn die Kundin etwas Zeit mitbringe. Doch sie ist überzeugt, selbst in einer Mittagspause ein perfektes Outfit zusammenzustellen.

Chez Louise – Paris in my mind

Ein Hauch Marais: Chez Louise, Inhaberin Louise Tejou-Heilek Foto: Edda Rössler
Ein Hauch Marais: Chez Louise,
Inhaberin Louise Tejou-Heilek
Foto: Edda Rössler

Sind wir bereits in Paris oder noch auf der Schweizer Straße? Bei „Chez Louise“ ticken die Uhren anders und man fühlt sich wie beim Shoppen im originellen Pariser Stadtteil Marais. Für das spezielle Flair sorgt die charmante Inhaberin Louise Tejou-Heilek, von allen nur liebevoll „Louise“ genannt. Die Dame mit den funkelnden Augen stammt in der Tat aus Paris und wollte vor über 40 Jahren nur für einige Zeit in Deutschland die deutsche Sprache erlernen. Bereits nach zwei Monaten lernte sie ihren Mann kennen und die Liebe ist es auch, die sie seitdem an Frankfurt fesselt. Sie erinnert sich, als sie kurz nach ihrer Ankunft mit ihrem Partner durch Sachsenhausen flanierte und ein Eis aß, da fühlte sie sich gleich an ihre Pariser Heimat erinnert. „Das ist ja wie ein kleines Paris hier“, sagte sie. Alles ist so kreativ und liebenswert hier, nicht wie das „kalte“ Westend.“ Seit 18 Jahren hat sie mit ihrer Boutique Chez Louise, in der sie Mode, Schmuck und Accessoires anbietet, Erfolg. Und das, obgleich sie auf die Frage, was denn ihr Angebot ausmache, mit einem Lächeln antwortet: „Ich habe alles, was man nicht braucht, aber trotzdem haben muss!“ Einfach alles eben, was das Herz einer Frau höherschlagen lässt. Da kann man sich nicht satt sehen, an den modischen und bunten Ohrringen. Alle zumeist Clips, auch das findet man selten. Ihre Gürtel sind natürlich ebenso originell, schillern in bunten Farben und garantiert ein Blickfang Diese Mode lädt ein zu Dates, zum Tanzen und zum Feiern. „Ich nehme nur ausgefallene Sachen und Kleidung“, sagt Louise. Dabei legt sie auch Wert darauf, dass alles erschwinglich ist. Denn ihr Angebot solle bereits Mädchen dazu einladen, sich als kleine Mode-Prinzessin zu fühlen.

Die Königin der Herzen

Königin der Herzen – Olivia Obstoj Inhaberin des Emotional Conceptstores „von Herzen“ Foto: Edda Rössler
Königin der Herzen – Olivia Obstoj
Inhaberin des Emotional Conceptstores „von Herzen“
Foto: Edda Rössler

Olivia Obstoj ist das Herz ihrer kleinen Boutique „von Herzen“. Die quirlige Jungunternehmerin, die Schneidern und Design studierte, gründete ihren Laden in der Schweizer Straße vor zwei Jahren. „Es könnte besser sein, aber ich habe mittlerweile tolle Stammkunden und kaufkräftige Damen, da kann ich mich nicht beschweren.“ Durch ihren Partner, der als Handelsvertreter für verschiedene Labels tätig ist, lernte sie deren Inhaber und Geschäftsführer kennen. Alle unterstützten sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Der Standort gefällt ihr und das Konzept findet Anklang. „Früher habe ich mich gar nicht getraut, in bestimmte Boutiquen zu gehen, weil alles so teuer war“, erinnert sie sich. Und genau das kommt bei „von herzen“ nicht vor. Trendige Mode wartet in unterschiedlichen Preissegmenten auf die Kunden. Günstig, mittel-preisig, zudem einige „Teilchen“ im höheren Segment. Von Doppel XS, also Kleidergröße 30/32, bis hin zu XXL für die Frau mit Formen, modische Kleidung gibt es vielen Varianten. Olivia ist stolz, dass sie für Damen eine Komplett-Kollektion, angefangen vom T-Shirt über Kleider, Röcke, Jeans bis hin zu Jacken und Mäntel anbietet. Aber auch die Herren finden neben Geschenkgutscheinen für ihre Freundin fetzige Shirts und Hoodies. Wie etwa die vom Hofheimer Textilunternehmen „Kleinigkeit“ produzierten SGE-Shirts. Last, not least: Die „Königin der Herzen“ auf der Schweizer Straße hat sogar eine eigene Kollektion entwickelt. Ihr Label „favorite feeling“ bietet lustige, bedruckte T-Shirts mit gutgelaunten Sprüche wie „Sektchen auf Dich“. Typisch Olivia, auch die passende Picccolo-Flasche Prosecco kann man hier kaufen.

Eine Institution im Stadtteil

Wäsche-Mode Köhler Inhaberin Anja Merschler Foto: Edda Rössler
Wäsche-Mode Köhler
Inhaberin Anja Merschler
Foto: Edda Rössler

„Mein Name ist Merscher, Anja Merscher“ informiert die freundliche Dame hinter dem Tresen bei Wäsche Köhler. Auf die Frage, was ihr Geschäft denn auszeichne, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. „Die Liebe an der Sache.“ Und das merkt man. „Viele Kunden sagen, dass ich mit Spaß dabei bin.“ Für die Tochter aus der Wäsche-Dynastie Köhler, deren Geschäft seit drei Generationen Sachsenhausen zunächst mit Tisch- und Bettwäsche sowie Kurzwaren, später mit Unterwäsche versorgte, ist im Stadtteil eine Institution. Mehrfach muss das Gespräch unterbrochen werden, denn pausenlos kommen Kunden in den Laden, um bestellte Ware abzuholen oder einfach mit der Chefin zu plaudern. Sie kennt jeden persönlich und weiß sofort, was auf der Tagesordnung steht.

Merscher ist stolz auf ihr sorgsam ausgewähltes Sortiment. Bei Wäsche Köhler gibt es Unterwäsche für die Dame und den Herren sowie Schlafanzüge. Miederwaren und Wäsche namhafte Marken wie etwa Mey, Triumph oder Calida stehen zur Auswahl, wobei sie unter-schiedliche Größen von BHs Größe 70 A für die zierliche Dame bis hin zum dirndlfüllenden BH der Größe 110 F im Regal hat. Ihre Kundinnen begleiten ihre Tipps über mehrere Lebensstationen. „In der Regel bekommen die Mädchen ihren ersten BH bei mir.“ Dann kommen sie eine Weile nicht. Erst wenn sie schwanger sind und Wert auf Beratung legen, sind sie wieder zurück. Der Renner bei den BHs sei zur Zeit ein leichter Schalen-BH, ohne viel Firlefanz, möglichst glatt und „gemütlich“. Merscher weiß, wenn sie dieses Model mit in die Kabine zum Probieren gibt, greift die Kundin zu.

Alte Hasen für moderne Küchen

K_u_b küche_bad Krohnen GbR Christoph Krohnen (Geschäftsführender Gesellschafter), Alice Fiedler (Office Management/ Marketing/ Mitinhaberin), Alfred Hadzimehmedovic (Verkauf & Mitinhaber) Foto: Edda Rössler
K_u_b küche_bad Krohnen GbR
Christoph Krohnen (Geschäftsführender Gesellschafter), Alice Fiedler (Office Management/ Marketing/ Mitinhaberin), Alfred Hadzimehmedovic (Verkauf & Mitinhaber)
Foto: Edda Rössler

Hinter den Buchstaben „k­_b“, von weitem auf dem Schaufenster in der Schweizer Straße zu lesen, verbirgt sich geballtes Küchen-Knowhow. Die drei Einrichtungsexperten Alice Fiedler, Alfred Hadzimehmedovic und Christoph Krohnen sind seit vielen Jahren in der Küchen-Branche tätig und bieten als weiteren Service Einrichtung für das Bad. Das „maßgeschneiderte“ Einrichten, individuell auf den Kunden zugeschnittene Pakete, das sei ihre Leidenschaft. Immer wieder sei es spannend, Funktionalität mit Ästhetik zu verbinden. Zu ihrem Portfolio zählen sie namhafte Marken wie Schüller und Gaggenau für Küchenmöbel oder die Gerätehersteller Bosch und Bora Bora. Der Kundenkreis, der zumeist auf Empfehlung an sie herantritt, reicht vom Endkunden bis hin zum Projektgeschäft. Neben der Planung und Montage von Küchen und Bädern übernehmen sie auch schon einmal den Austausch von Geräten. „So eine Art Refit“, sagt Geschäftsführer Krohnen. Auf der Suche nach neuesten Trends besucht er Messen wie jüngst in Mailand. Besonders aktuell sei das Thema „Wasserbezug“: kochenden oder gefiltertes Wasser direkt aus dem Wasserhahn. Um im Trend zu liegen, sei zudem die Farbauswahl für die Fronten wichtig. Mit matten, warmen Weißtönen wie etwa „Muschelweiß“ läge man da richtig. In der Schweizer Straße fühlen sie sich wohl. Allerdings befürchten sie den Wegfall von Parkplätzen. „Wir haben viele Kunden aus dem Umland, die kommen nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Eddas Tipp

Ein süßer Frosch, der Leben rettet

„Frosch-Königin“ Nicole Jamin (Konditorei und Confiserie GmbH Georg Jamin) Foto: Edda Rössler
„Frosch-Königin“ Nicole Jamin
(Konditorei und Confiserie GmbH Georg Jamin)
Foto: Edda Rössler

Die Konditorei Jamin ist ein Familienbetrieb mit Tradition und von der Schweizer Straße nicht mehr wegzudenken. 1907 gründete Urgroßvater Georg das Geschäft, das seitdem immer in Familienhand war und mittlerweile in der vierten Generation von den beiden Schwestern Cathérine und Nicole Jamin geleitet wird. Catherine ist als Konditormeisterin für die Herstellung köstlicher Pralinees und Kuchen verantwortlich, Nicole hält als gelernte Betriebswirtin und versierte Ansprechpartnerin vor Ort den Laden zusammen. Schon im Schaufenster verlocken rotumrandete Schokoherzen, bunte Schokoladenmischungen und liebevoll zusammengestellte Pralinenmischungen zum Besuch. Die schwungvollen Buchstaben des Schriftzugs „Jamin“ über dem Eingang scheinen einer Kinowerbung der 50ziger Jahre entnommen. Ihr Angebot sei „klassisch“, informiert Nicole. Dennoch, jede Generation setzte Schwerpunkte. Der Großvater und Vater bereisten Frankreich und die Schweiz, seitdem freuen sich die Kunden über französische Schmankerl wie „Mendiante au Chocolat“. Das Rezept der Schokotaler mit Nüssen und Trockenobst stammt aus der Provence. Heimische Spezialitäten wie Frankfurter Kranz, Bethmännchen, Brenten oder die Sachsenhäuser Pflastersteine, „kühlschmelzende Trüffeln, die an Eiskonfekt erinnern“, stehen zudem auf der Tagesordnung. Besonders Touristen freuen sich über Römer Pralinen. Auf den mit Apfelschnaps abgeschmeckten Trüffeln ist der Römer abgebildet. Der Sieger der Kundenherzen sei allerdings der Frosch. Das kleine Tortenstückchen, das aus Biskuit, Erdbeercreme und Konfitüre besteht, wird von einer grünen Marzipanhülle ummantelt. Seit vielen Generationen ist es das süße Wahrzeichen der Konditorei. „Ich glaube, wir sind die Einzigen, die den Kuchenfrosch noch anbieten.“ Da hat ihr sogar mal ein älterer Kunde sein Herz ausgeschüttet. Der nahezu 90jährige verriet, dass er als Kind im Krankenhaus nur den Jamin-Frosch essen konnte und deswegen überlebte. Wer weiß, vielleicht sind Süßigkeiten tatsächlich Heilmittel. Bei kleinen Stressmomenten empfiehlt Nicole Jamin allerdings den Verzehr einer Nougat-Trüffel.

Text und Fotos von Edda Rössler
Veröffentlicht am 1. Juni 2024 in Frankfurter Neue Presse


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