Ein starker Standort für die Kunst

Künstlerin Alexandra Tretter mit Galeristin Jacky Strenz Foto: Edda Rössler
Künstlerin Alexandra Tretter mit Galeristin Jacky Strenz
Foto: Edda Rössler

Am Wochenende herrschte geschäftiges Treiben: Viele, sorgfältig und modisch gekleidete Menschen eilten zum Eingang des Frankfurter Hochhauses „Trianon“. Nein, es erwartete sie kein Filmball, wohl aber eine neue Kunstmesse mit Potenzial. Galeristin Barbara von Stechow ist überzeugt: „Wir haben hier einen wunderbaren Schulterschluss geschafft, der nicht nur qualitativ hochwertige Kunst, sondern auch vielfältige künstlerische Positionen präsentiert. Das Format hat großes Wachstumspotenzial.“

Gleich nach dem Check-In ging es mit dem Aufzug in 44. Etage und sogleich überwältigte der Ausblick auf die Frankfurter Skyline, verbunden mit einer gehörigen Portion Kunst, die die Wände der Büroräume der beiden oberen Etagen bespielte. Insgesamt 29 Galerien präsentierten eine hochkarätige Auswahl an Werken, kuratiert von den Kunstexperten Dr. Brigitte Franzen (HfG), Autorin Silke Hohmann und Dr. Sebastian Baden (SCHIRN Kunsthalle). Der Clou daran war, dass nicht allein bekannte Positionen vertreten waren, jeder Galerist wurde eingeladen, eine weitere Galerie seiner Wahl mit nach Frankfurt zu nehmen.

Ideengeber Tyrown Vincent mit Sakhile Matlhare Foto: Edda Rössler
Ideengeber Tyrown Vincent mit Sakhile Matlhare
Foto: Edda Rössler

Frankfurter Platzhirsche, darunter von Stechow, Peter Sillem, Peter Femfert, Kirsten Leuenroth, Jacky Strenz, SchierkeSeinecke und ihre Kollegen meisterten die Herausforderung, in den zurzeit leeren Büroräumen mit prägnanten Werkbeispielen Einblicke in ihre Kunstwelten zu schaffen. Da waren auch die Präsentation und Hängung von besonderer Bedeutung. Noch ist in den ehemaligen Chefetagen des Trianon die Aura des ehemaligen Ankermieters zu spüren. Ein repräsentatives Entree, ein Bankettsaal sowie großzügige Konferenzräume hoch über den Frankfurter Straßenschluchten bildeten ein gelungenes Setting für das abwechslungsreiche Programm zumeist junger Positionen, die von expressiver Malerei, Fotografie, Papierarbeiten, Skulptur bis hin zu Licht- und Rauminstallationen reichten.

Kunst-Power-Ladies: Katharina und Barbara von Stechow (v.l.) Foto: Edda Rössler
Kunst-Power-Ladies: Katharina und Barbara von Stechow (v.l.)
Foto: Edda Rössler

Natürlich war man auf die Wahl des Partners gespannt. Und wie in der Liebe punktete man entweder mit gegensätzlich gepolten Partnern oder denen gleichen Couleurs. Sakhile&Me, geleitet von Sakhile Matlhare, und Daniel Hagemeier, präsentierte mit der Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs den in Kamerun und in Köln lebenden Künstler Carlo Krone. Er zählt mit seinen 23 Jahren bereits zu einem gefragten Newcomer der Kunstszene. Seine Anliegen „Freiheit, Heimat und Zugehörigkeit“ setzt er in einer aufregend abstrakten Malerei um, in der rhythmisch gesetzte Linien seinen leuchtenden Farben Dynamik und zugleich Stand verleihen. Jacky Strenz überraschte mit einer One-Woman-Show von Alexandra Tretter, deren eigens für die Kunstmesse geschaffenes Werk „Nachtigall“ mit prall rosa und fluffigen hellblauen Kreisen und Ovalen, akzentuiert von schwarzen Ringen, ein erotischer Nimbus begleitet. Interessant dabei ist auch der Bildträger: Die Acrylgemälde sind auf Aluminiumplatten gemalt.

Die brutalen Folgen von Wachstum und Globalisierung verdeutlichen Fotografien von Peter Bialobrzeski, die die Galerie Peter Sillem zeigte. Zerbrechliche Strukturen, die zugleich zur Kontemplation einladen, unterstützt durch ein geheimnisvolles Zusammenspiel von Licht und Schatten, all das ging von den komplexen, gerissenen Papierarbeiten der Künstlerin Angela Glajcar bei Brigitte Maurer aus.

Kirsten Leuenroth stellt mit Christian Hellmich einen bekannten Künstler ihrer Galerie vor, der in seinen Werken eine asymmetrische Anordnung von Farbflächen präsentiert. Einen Antipol zu den figurativ und temperamentvoll auf die Leinwand gebannten Arbeiten von Alireza Varzandeh präsentierte die Partnergalerie von Barbara von Stechow. Der Münchner Galerist Andreas Binder hatte Werke des spanischen Künstlers Julio Rondo im Gepäck, dessen abstrakte Gemälde die Strahlkraft von Farbe, die er großflächig inszeniert, unterstreichen.

Auch der Frankfurter Künstler Stefan Wieland, vertreten von PPC Philipp Pflug, wurde mit seinen bekannten, bunten Licht- und Lampeninstallation gleich im Entree gewürdigt.

Künstler Ekrem Yalcindag, bekannt für seine eindrucksvollen, großformatigen Farbkreise (vertreten vom Galeristen Kai Middendorff) fasste stellvertretend für viele Kunstbegeisterte zusammen: „Das Format “House of Galleries“ hat die Kraft, eine Tradition zu begründen. Ich hoffe, es wird uns noch lange begleiten.“ Der Münchner Galerist Andreas Binder unterstreicht: „Frankfurt war schon immer ein starker Standort für Kunst, und dieses Projekt bestätigt das erneut.“

Neue Kunstmesse: „Houses of Galleries“
Teilgenommen haben 29 Galerien, davon 15 Frankfurter
5000 Eintrittskarten wurden im Nu verkauft
Idee: Tyrown Vincent und Urban Media
Durchgeführt von Urban Media, in Zusammenarbeit mit Frankfurter Galerien
Kuratiert von Prof. Dr. Brigitte Franzen (HfG), Autorin Silke Hohmann und Dr. Sebastian Baden (SCHIRN Kunsthalle)
24. bis 26. Januar 2025
Trianon Hochhaus, Frankfurt am Main

Teilnehmende Galerien (u.a.):
Die Galerie, Döbele Kunst Mannheim, Evelyn Drewes Galerie, fiebach, minninger, Galerie Andreas Binder, Galerie Anita Beckers, Galerie Barbara von Stechow, Galerie Bärbel Grässlin, Galerie Heike Strelow, Galerie Judith Andreae, Galerie Leuenroth, Galerie Maurer, Galerie Nanna Preußners, Galerie-Peter-Sillem, Galerie Springer Berlin, Galerie Thomas Fuchs, Jacky Strenz, Kunsthandel Hagemeier, Kai Middendorff, Bernard Knaus Fine Art, Meyer Riegger, noeveaux deuxdeux, Patrick Heide Contemporary Art, Philipp Pflug contemporary, Sakhile & Me, SchierkeSeinecke

Text und Fotos von Edda Rössler
Veröffentlicht am 28. Januar 2025 in Frankfurter Neue Presse