Vom 6. bis 8. September 2024 feiert Frankfurt ein besonderes kulturelles Ereignis: Der Saisonstart der Frankfurter Galerien geht in sein 30. Jubiläumsjahr. Mit über 50 teilnehmenden Galerien und Offspaces bietet das Wochenende einen Einblick in die vielfältige Kunstszene der Stadt, fernab der Museen und Kunstvereine. Malerei, Fotografie, Skulptur und Performance stehen im Zentrum dieses Kunstfestivals, das längst zu einem festen Bestandteil des Frankfurter Kulturkalenders geworden ist.
Erwartet werden an die 10 000 Besucher. Die Jubiläumsveranstaltung wird von der Stadt Frankfurt am Main mit 50 000 Euro gefördert.
Für die Organisation, zu der auch ein umfangreiches Angebot an Kunsttalks und -walks zählen, zeichnet die Offenbacher Kommunikationsagentur Urban Media Projects verantwortlich. Ins Leben gerufen wurde Frankfurt Art Experience von dem Kunstsammler und -experten Tyrown Vincent.
Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig würdigte anlässlich eines Pressegespräches die gewachsene Bedeutung des Saisonstarts für die Kunstlandschaft Frankfurts. Über die Jahre hinweg habe sich ein Netzwerk aus Galerien, Akademien und Offspaces entwickelt, das weit über die Region hinaus strahle. „Die Galerien spielen eine immer stärkere Rolle in der Sichtbarkeit der Kunst in der Stadt, auch als Mittler zwischen den Museen und den Sammlern“, so Hartwig. „Viele Galerien verstehen sich jetzt als „offene Räume“.
Galeristen wie etwa Brigitte Maurer, eine langjährige Akteurin der Frankfurter Kunstszene, begrüßen die Unterstützung der Stadt, die zudem die kommunikative Begleitung des Saisonstarts ermögliche. „Jetzt ist alles auf professionelle Füße gestellt, früher haben wir uns damit schwerer getan.“ Fest steht für alle Beteiligten, eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Galerien trägt entscheidend zur Attraktivität Frankfurts als Kunststandort bei.
Das Wochenende bietet nicht nur eine Bühne für etablierte Künstler, sondern auch für aufstrebende Talente, viele davon aus der Region. So sind in den Galerien Werke von Künstlern zu sehen, die an renommierten Akademien wie der Städelschule, der HfG Offenbach und der Kunsthochschule Mainz ausgebildet wurden. Malerei dominiert in diesem Jahr die Ausstellungen. Kunst wie die hyperrealistischen Bilder der jungen Künstlerin Stella Winter in der Galerie Greulich oder Friederike Walters luzide Raumwelten, angedeutet in hauchzarten Farbschichten, in der Galerie Maurer, lädt zu visuellen Entdeckungsreisen ein. Einen Abstecher in die expressionistische Vergangenheit der klassischen Moderne bietet die Galerie Hanna Bekker vom Rath mit Werken der Malerin und einstmaligen Städel-Absolventin Maria von Heider-Schweinitz.
Neben regionalen Künstlern sind Absolventen weiterer deutscher und internationaler Kunstakademien vertreten. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig ist bei Schierke und Seinecke mit Künstlern wie Sebastian Hosu und David Borgmann vertreten, die für ihre kraftvolle und zugleich subtile Bildsprache bekannt sind. Die Galerie Leuenroth lädt mit Werken von Yvette Kiessling, Meisterschülerin von Arno Rink (HBG), zu farbintensiven Interpretationen der Landschaft und der floralen Welt Tansanias ein.
Internationale Highlights bieten Galerien wie Heike Strelow, wo der venezolanische Künstler Starsky Brines eine bunte, aber auch düstere Welt voller Jahrmarkt-Nostalgie entfaltet, oder die Galerie Raphael mit Werken des ebenso originellen wie kauzigen japanischen Künstlers Takashi Murakami, der traditionelle und moderne Stilelemente virtuos miteinander verbindet. Die in Kabul geborene und in Paris lebende Künstlerin Kubra Khademi feiert bei Anita Beckers in Zeichnungen und Malerei den weiblichen Körper.
Die Fotografie, auf die sich Frankfurts Kulturdezernentin besonders freut, spielt traditionell eine wichtige Rolle beim Frankfurter Saisonstart. Von hinreißend persönlichen Porträtfotos von Romy-Schneider der Theaterfotografin Helga Kneidl bei Kai Middendorf bis hin zu dokumentarischen Arbeiten von Stefan Steins im MARS – die Spannbreite der Fotokunst ist beeindruckend. Darüber hinaus widmet sich die PanGallery im Bockenheimer Kunstraum Bernusstrasse mit einer Ausstellung von Heinrich Heidersberger einem der bedeutendsten deutschen Architekturfotografen der Nachkriegszeit. Die Galerie Peter Sillem reüssiert mit Landschaftsfotografien von Barbara Klemm. Ganz in ihrer Nähe setzt sich Konzeptkünstler Karsten Bott in einer fotografischen Arbeit mit den Lebensspuren in der U-Bahn Station „Willy Brandt-Platz“ auseinander.
Das Wochenende lädt zudem zu künstlerischen Dialogen ein, wie in der von Robert Mario Bock geleiteten Ausstellungshalle 1A, wo Werke von Britta Lumer und Margit Seiler im Dialog mit Skulpturen stehen. Gruppenausstellungen wie „ODEM | Tears of Fragile White Men“ in der Galerie Hübner + Hübner bringen verschiedene künstlerische Positionen zusammen und bieten so ein breites Spektrum an Eindrücken. Frankfurts Kultur Lady Barbara von Stechow präsentiert den künstlerischen Dialog des Ehepaares Joanna Skurska wird Leszek Skurski.
Auch auf das von der Heussenstamm Galerie initiierte Kulturfestival „Rushhour“ darf man gespannt sein. Hier bespielen Künstler wie etwa Julia Roppel und Rainer Raczinski mit ihrer Kunst ausgewählte Stationen rund um die Hanauer Landstraße, so im Kunstverein Familie Montez unter der Honsellbrücke.
Mit Ausstellungen wie „PAS DE DEUX Tradition und Moderne Afrikas“ in der Galerie von Miller und der Einbindung des Projektes EUROPEAN CITIES ART NETWORK wird die globale Vernetzung der Frankfurter Kunstszene deutlich.
Der 30. Saisonstart der Frankfurter Galerien ist mehr als nur ein Jubiläum – er ist ein lebendiger Ausdruck der kulturellen Vielfalt und der Kreativität, die Frankfurt zu bieten hat. Die Stadt beweist einmal mehr, dass sie zu den wichtigen Kunstmetropole Deutschlands gehört.
Ausführliche Information über das gesamte Ausstellungsprogramm findet man unter
https://www.frankfurtexperience.art/
Text und Fotos von Edda Rössler
Veröffentlicht am 30.08.2024 in Frankfurter Neue Presse