Vernissagen-Rede von Edda Rössler
„Atem – Breath“, Kunstverein Familie Montez
Opening am 9. August 2024
Manuel S. Waelder, geboren 1984 in Groß-Umstadt, ist ein Künstler, dessen Lebensweg und Schaffen eine faszinierende Symbiose von Kunst und Leben verkörpern. Heute, nach langjährigen Aufenthalten in den USA und auf den Philippinen, lebt und arbeitet er in Frankfurt am Main, wo er nicht nur als Maler, sondern auch als Mentor, Netzwerker und Yogalehrer tätig ist. Waelders Reise durch die Welt der Kunst begann mit einem Studium des Grafikdesigns am Art Institute of Phoenix in den USA, wo er 2005 seinen Bachelor of Arts erwarb. Anschließend vertiefte er seine künstlerischen Fähigkeiten an der Goethe-Universität Frankfurt, wo er von 2011 bis 2014 Malerei unter der Anleitung von renommierten Professoren wie etwa Prof. Klaus Lomnitzer studierte. Doch auch Prof. Jean-Christophe Ammann und die Künstlerin Lucy Beppler inspirierten ihn.
Waelders künstlerischer Werdegang ist von der Auseinandersetzung mit dem Selbst geprägt, ein Ansatz, der sowohl seine Arbeit als auch sein Leben durchwebt. Seine Zeit in New York, wo er 2005 mit dem Fotografen Bob Carey an dem renommierten Tutu-Projekt zusammenarbeitete, prägte ihn nachhaltig. Bob Carey, weltweit bekannt als „der Mann im rosa Tutu“ schuf künstlerische Selbstporträts von sich im rosafarbenen Tutu, eigens für seine an Brustkrebs erkrankte Frau. Sie wurden zu Symbolen für Hoffnung und Freude am Leben. Bob Carey, den Waelder nicht nur als Mentor, sondern auch als Freund und künstlerischen Wegbegleiter ansieht, unterstützte ihn bei der Suche, eine tiefe Verbindung von Körper, Geist und künstlerischem Ausdruck zu finden. Diese Verbindung sollte zu einem zentralen Element in Waelders künstlerischer Praxis werden.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2009 richtete er eine neue Perspektive auf seine Kunst. Er konzentrierte sich intensiv auf die Arbeit mit seiner nicht-dominanten, rechten Hand, eine ungewöhnliche, aber symbolträchtige Entscheidung für einen Linkshänder, die seine Suche nach neuen Wegen des Ausdrucks und der Reflexion widerspiegelt. Dieser Prozess führte ihn auch zu einer Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung von Sprache und dem Prozess des Atmens. Beides spielt in der Ausstellung „Atem – Breath“ eine zentrale Rolle. Dabei nähert er sich stilistisch an seine Professoren und setzt auf Abstraktion. Dennoch wirken sie nicht rein geometrisch und statisch, was wohl auch seiner Arbeitsweise zu verdanken ist. Waelder arbeitet nach der Grundierung mit Gesso mit Tuschfarbe. Die Werke zeichnen sich durch eine meditative Tiefe aus und leben im Dialog mit dem Betrachter. Man ist versucht, hier die beiden Begriffe „Mantra“ und „Mandala“ mit ins Spiel zu bringen. Ein „heiliger Vers“ und ein nahezu geometrisches Symbol laden zur Reise in uns selbst ein.
Neben seiner Tätigkeit als Künstler unterrichtet Waelder zudem als Yogalehrer und Coach. Diese Verbindung von Yoga und Kunst ist für ihn nicht zufällig, sondern eine logische Erweiterung. In seinen Yoga-Kursen (Akro-Yoga) betont er die Bedeutung von Atem und Bewusstsein, Aspekte, die ja in seiner Kunst eine zentrale Rolle spielen. Beides sind für ihn Ausdrucksformen, das Selbst zu erforschen und zu transformieren. Nicht Stillstand ist ihm wichtig, auch der Mut zur Veränderung.
Sein Konzept der „Vertrauenskunst“ – einer Kunst des Vertrauens – zieht sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit. Dabei geht es ihm nicht nur um das Vertrauen in den künstlerischen Prozess, sondern auch um das Vertrauen in sich selbst und in das Leben. Das Erreichen der „inneren Mitte“ ist ihm wichtig. Beim schöpferischen Kunstprozess und im Leben. Diese Philosophie spiegelt sich zudem in seiner Zusammenarbeit mit Unternehmern wider, die er in ihrer kreativen und persönlichen Entwicklung begleitet und Führungspersonal fotografiert.
Manuel S. Waelders Kunst ist mehr als nur eine visuelle Erfahrung; sie ist eine Einladung zur Reflexion, zur inneren Einkehr und zum bewussten Leben. In einer Welt, die oft von Hektik und Oberflächlichkeit geprägt ist, bietet seine Kunst einen Raum der Stille, des Atems und des Vertrauens – ein Geschenk an alle, die bereit sind, sich auf diese Reise einzulassen.
Edda Rössler, Frankfurt 9. August 2024