Schönheit mit Stil – Fotografien von Gunter Sachs

Katharina von Stechow und Galeristin Barbara von Stechow Foto: Edda Rössler
Katharina von Stechow und Galeristin Barbara von Stechow
Foto: Edda Rössler

Die Galerie Barbara von Stechow bringt einen Hauch von Jet Set in die Stadt. Gunter Sachs – so der schlichte Titel der aktuellen Ausstellung mit seinen Fotografien. Doch wieviel Sprengkraft verbirgt sich hinter den über 30, oft großformatigen Farbfotos aus den 70er-, 80er- und 90er- 90er-Jahre.
Kunst und Nimbus sind bei dem Schweizer Millionär Gunter Sachs (1932 bis 2011) eng miteinander verknüpft. Wie die proppenvoll besuchte Matinee, Preview und die Vernissage zeigten, hält die Faszination an seiner Person bis heute an. Noch immer zählt er zu einem der faszinierendsten Männer der deutschen Nachkriegsgeschichte. Der Ex-Ehemann von Brigitte Bardot, einst eine der begehrtesten Frauen, Erbe des Fichtel & Sachs Imperiums, Fotograf, Bestsellerautor, Kunstsammler und preisgekrönter Dokumentarfilmer galt zu seiner Zeit als „Playboy“. Der Liebhaber schöner Frauen, der sich mit Vorliebe an der Cote d’Azur aufhielt und den Ruf von Saint Tropez als Jet Set Hochburg festigte, bekannte sich zur Boheme. Sein Lebensstil galt als Symbol einer neuen Freiheit, plädierte für die freie Liebe und der Abkehr von engen bürgerlichen Schubladen. Politisch war er nie, dafür war er zu sehr Ästhet.

„Ästhetik und Schönheit“, das ist ein zentraler Aspekt, den er auch in den Vordergrund seiner Fotografien rückt“, unterstreicht Galeristin von Stechow. Dabei geht es nicht um kurze Ausflüge ins Reich der Kunst. Sachs ging als Profi ans Werk und fand als Fotograf international Anerkennung.
Bereits in den 1950er Jahren begann er mit experimenteller Fotografie und Auftragsarbeiten, die seine Karriere in Schwung brachten. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1974 auf der Photokina in Köln, wo er nicht allein das offizielle Plakat entwarf, sondern zugleich eine erste umfassende Werkschau seiner Fotoarbeiten präsentierte. Zwei Jahre später wurde seine branchenweite Anerkennung durch die Verleihung des renommierten Leica-Preises erneut bestätigt.
Sachs war ein Pionier auf vielen Gebieten der Fotografie. Er experimentierte mit Langzeitbelichtung, innovativen Kameratechniken und war einer der ersten Künstler, der digitale Bildkompositionen erstellte, die erstmals 1995 gezeigt wurden. Seine Werke umfassen eine beeindruckende Bandbreite von Aktaufnahmen über Landschafts- und Architekturfotografie bis hin zu Stillleben und experimenteller Fotografie.

Galeristin Barbara von Stechow und Katharina von Stechow Foto: Edda Rössler
Galeristin Barbara von Stechow und Katharina von Stechow
Foto: Edda Rössler

Barbara von Stechow gelingt es, diese Bandbreite ebenso wie Bezüge zur modernen Kunst einzufangen und ausdrucksstarke Beispiele vorzustellen. So zeigt sie Sachs stilistische Referenz an die Pop-Art. Schon der Titel des Farbporträts „Hommage á Warhol“ verweist neben der typischen Machart auf diese Nähe. „Not for Sale“ ist allerdings das schwarzweiße Porträt, das Warhol selbst von Gunter Sachs schuf. Das herrlich frech inszenierte Gruppenfoto „Ascot“, das eine Riege freizügig gekleideter Schönheiten mit Ferngläsern bewaffnet inszeniert, könnte auch dem Surrealisten Salvador Dali gefallen. Nahezu einer mythischen Sagenwelt entsprungen gleichen die Schönheiten, weibliche Akte, die Sachs vor dem Hintergrund des blauen Mittelmeeres in Szene setzte. Leicht und behende wie Ballerinas schweben sie über Felsvorsprünge und tanzen über das Meer dem Himmel entgegen.

Die Ausstellung „Gunter Sachs bietet die Möglichkeit, in die facettenreiche Kunstwelt des außergewöhnlichen Lebens-Künstlers einzutauchen. Dabei sind insbesondere eigenwillige Bildkompositionen und der gekonnte Einsatz von Licht und Gegenlicht bemerkenswert. Sie strahlen zugleich einen gewissen „Retro-Hauch“ aus. Diese Werke, das sieht man auf den ersten Blick, entstanden vor der Zeit des Smartphones und seiner Bilderflut.

„Gunter Sachs“ in der Galerie Barbara von Stechow ist noch bis zum 26. Juni zusehen. Weitere Informationen unter galerie-von-stechow.com

Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht am 3. Juni 2024 in Frankfurter Neue Presse