Barbara von Stechow zeigt Werke des bekannten Malers Hunt Slonem

Foto: Edda Rössler
Die Welt von Hunt Slonem glitzert im wahrsten Sinne des Wortes. Diamantenstaub, Gold- und Silberpigmente, antike Rahmen mit barockem Einschlag. In der neuen Ausstellung in der Galerie Barbara von Stechow entfalten die Werke des US-amerikanischen Malers eine überraschende Strahlkraft. „Diesmal haben wir es gewagt, auch Arbeiten mit Rahmen zu zeigen, wie Hunt sie selbst in seinem Atelier präsentiert“, erzählt die Galeristin. Seit zwanzig Jahren vertritt sie den New Yorker Künstler in Deutschland, kennt sein Werk in- und auswendig und weiß doch: „Es ist jedes Mal ein Staunen. Diese Leichtigkeit, dieses Glitzern – es hat etwas Magisches.“
Hunt Slonem (1951) ist einer der bekanntesten Vertreter der US-amerikanischen Gegenwartskunst und dennoch schwer einzuordnen. Seine Motive entstammen der Fauna und der Flora. Vögel, Schmetterlinge, Blumen und Hasen wiederholen sich obsessiv, in Reihen und Mustern, mal opulent, mal meditativ. Was bei oberflächlicher Betrachtung dekorativ wirken mag, ist in Wahrheit tief verwurzelt in einer spirituellen Weltsicht. Die Wiederholung sei, so Slonem selbst, „eine Form des Gebets“. Ein Akt der Andacht, ein Versuch, sich durch das Motiv mit der Seele der Natur zu verbinden.
Die Parallele zu Andy Warhol liegt nahe. Tatsächlich verband Slonem mit dem Pop-Art-Pionier eine persönliche Freundschaft. Doch während Warhol mit der Wiederholung ironisierte, industriell reproduzierte, kultisch überhöhte, sucht Slonem das Intime, das Anima-hafte. Seine Tiere blicken den Betrachter an, als wollten sie ihn erkennen. „Es geht ihm um Tiere mit Seele“, sagt von Stechow. „Die Vögel in seinem Atelier leben in großen Volieren, sie sind nicht Staffage – sie sind seine Gefährten.“
Kunsthistorisch lässt sich Slonems Werk zwischen Pop Art, Neo-Expressionismus und einer fast symbolistischen Bildsprache verorten. Die Farbe liegt pastos auf der Leinwand, fast reliefartig. Oft geht der Künstler am Ende noch einmal mit einem Malerkamm oder der Rückseite des Pinsels durch das Bild – eine Geste, die Strenge und Ornament zugleich evoziert. „Er durchzieht das Motiv“, erklärt die Galeristin, „um es aufzulockern, dem Ganzen einen Rhythmus zu geben.“
Ein solches Vorgehen ist typisch für Slonem, dessen Leben selbst einem barocken Kaleidoskop gleicht. Aufgewachsen in Nicaragua, später Studium im Süden der USA, heute pendelt er zwischen New York und mehreren Anwesen im ganzen Land – darunter eine ehemalige Baumwollplantage in Louisiana, die er mit antiken Möbeln und Kunstwerken in ein lebendiges Gesamtkunstwerk verwandelt hat. „Er sammelt nicht nur Kunst“, sagt die Galeristin, „er sammelt Häuser. Jedes einzelne ein Museum.“
Slonems jüngste Arbeiten gehen dabei über seine bekannten Serien hinaus. Neben den typischen „Bunnies“, den stilisierten Hasen, meist in schnellem Pinselduktus gemalt, treten neue Materialien und Experimente in den Vordergrund. Goldgrund, Silber, Glitzerpigmente, ja sogar Diamantenstaub.
Die Präsentation zeigt Slonems Werk in einer neuen Dimension, nicht zuletzt aufgrund der Rahmung. Viele der Werke stecken in prunkvollen, vergoldeten Rahmen, die der Künstler selbst auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden zusammensucht. „Ich war da früher skeptisch“, gesteht die Galeristin lachend. „Aber er hat recht: Es gehört einfach dazu. Es ist Teil seines Kosmos.“
Dieser Kosmos ist längst museal etabliert. Slonems Arbeiten hängen im Metropolitan Museum of Art, im Guggenheim, im Whitney Museum. Über 260 Museen weltweit führen Werke von ihm in ihren Sammlungen. Und doch: Bei aller Größe bleibt seine Kunst zutiefst persönlich. „Er ist ein Künstler, der mit dem Herzen malt“, sagt die Galeristin. „Und man spürt das. In jedem Pinselstrich.“
Die Ausstellung ist zu den üblichen Galeriezeiten noch bis zum 16. April geöffnet. Weitere Informationen unter galerie-von-stechow.com
Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse am 1. April 2025