WEISS WAR DER SCHNEE – Thomas Wrede zeigt faszinierende Gletscherfotografie

Die Folgen des Klimawandels

Klara Krebs und Selma Djoudé, Galerie Bernhard Knaus Fine Art, Glacier Project von Thomas Wrede Foto: Edda Rössler
Klara Krebs und Selma Djoudé, Galerie Bernhard Knaus Fine Art, Glacier Project von Thomas Wrede
Foto: Edda Rössler

Die Galerie Bernhard Knaus Fine Art mit Sitz in der Niddastraße 84 präsentiert mit „WEISS WAR DER SCHNEE“ die erste Einzelausstellung des Künstlers Thomas Wrede (1963) in Frankfurt. Bis zum 19. April zeigt die Schau Werke aus seinem „Glacier Project“ und setzt sich mit den Folgen des Klimawandels auseinander. „Seine Arbeiten sind keine reine Dokumentation, sondern eine künstlerische Reflexion der Veränderung unserer Landschaften“, erklärt Klara Krebs von der Galerie Bernhard Knaus. Die Veränderung wirkt in den zahlreichen großformatigen, zumeist monochromen Fotografien erschütternd. Selbst die kleineren Formate, die mit ästhetischen Strukturen bestechen, gleichen Hilfeschreien.

Der an der Essener Hochschule der bildenden Künste tätige Wrede ist für seine fotografischen Inszenierungen bekannt, in denen er Natur und Künstlichkeit in ein spannungsreiches Verhältnis setzt. Während seine frühere Serie „Real Landscapes“ mit Miniaturmodellen und perspektivischen Tricks spielt, sind seine Gletscheraufnahmen eine unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Verschwinden alpiner Eislandschaften. „Hier in der Ausstellung geht es nicht um rein dokumentarische Aufnahmen. Wrede zeigt die Landschaft so, dass man sich fragt: Was sehe ich eigentlich?“, erläutert Krebs den Blick des Künstlers.

Seit 2017 dokumentiert Wrede das Abschmelzen des Rhonegletschers in der Schweiz. Um das Eis zu schützen und zu erhalten, wird es mit riesigen Vliestüchern bedeckt. Die Verwitterung dieser Planen hinterlässt bizarre, beinahe malerische Strukturen. Die Tücher erinnern an morbide Leinwände, die von der Zeit gezeichnet sind. In seinen neuesten Arbeiten thematisiert er zudem das Phänomen des „Blutschnees“, rötlich gefärbter Algen, die durch den Klimawandel immer häufiger auftreten. So schafft er beides: Er zeigt die fragile Schönheit der Gletscherlandschaft und verwandelt sie in abstrakte Farbwelten.

Wrede begibt sich für seine Arbeiten immer wieder direkt in die Gletscherhöhlen, wo er die schmelzenden Eismassen aus ungewohnten Perspektiven einfängt. „Diese Arbeit ist auch mit Gefahren verbunden“, berichtet Krebs. Die Decken werden immer dünner, das Licht bricht anders ein und der Betrachter erlebt ein fast gespenstisches Schauspiel. Dabei entstehen Werke, die an sakrale Kunst erinnern: „Manche Bilder haben durch ihre Dreiteilung fast etwas von einem Triptychon“, sagt Krebs.

Obwohl Wrede kein Umweltaktivist ist, zeigt er in seinen Bildern die unaufhaltsame Transformation und Beschädigung der Natur. Die Ausstellung verdeutlicht zudem die Schattenseiten vermeintlicher Schutzmaßnahmen: Die Vliestücher zerfallen mit der Zeit und setzen Mikroplastik frei, das über die Schmelzwässer in die Flüsse gelangt. „Das ist ein bedrückender Gedanke. Wir schützen den Gletscher und belasten ihn zugleich“, sagt Selma Djudé. Sie ist in der Galerie Bernhard Knaus für den Verkauf zuständig und freut sich über das rege Interesse der Kunstinteressierten an den Arbeiten.

Mit „WEISS WAR DER SCHNEE“ erschafft Thomas Wrede mehr als nur eine fotografische Dokumentation. Seine Werke sind poetische Reflexionen über Vergänglichkeit, Wandel und die zunehmende Ungewissheit, die mit dem Klimawandel einhergeht. Sie zeigen eine Welt, die zugleich faszinierend und bedroht ist und vielleicht bald nicht mehr existiert.

Wer mehr über die Kunst von Thomas Wrede erfahren möchte, kann an dem Artist Talk am 26. März teilnehmen. Dann wird Fotografie Expertin Simone Klein den Künstler in der Galerie Bernhard Knaus interviewen. Beginn ab 19 Uhr

Weitere Informationen unter bernhardknaus.com

Veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse am 22. März 2025