Der Endspurt vor dem Weihnachtsfest beginnt. Unser Streifzug durch die Frankfurter Geschäftswelt erstreckt sich über den Römer in die Braubachstraße bis hin zur Innenstadt. Doch auch im Ostend auf der Hanauer Landstraße gibt es viel kreatives Design zu entdecken, alles maßgefertigt. Wahre Naschkatzen sollten sich auf den Weg nach Ginnheim machen.
Süße Mandeln mit originellem Rezept
Ein zweijähriges Jubiläum feiert die Idee der süßen Bäppi-Mandeln am Stand der Familie Eiserloh auf dem Weihnachtsmarkt. “Letztes Jahr haben wir Erdbeer-Prosecco-Mandeln angeboten“, erinnert sich Bäppi. „Das kam super gut an“. Kreativ wie Marie Eiserloh und Frankfurts schriller Entertainer und Stadtführer sind, gibt es dieses Jahr wieder eine neue Geschmacksrichtung. „Da ich ein Zitrusfan bin, sind es Mandeln mit Limette- und Ingwergeschmack“. Und wenn Bäppi mal keine Mandeln isst, dann „gehe ich beim Hausmann eine Bratwurst essen.“ So machen wir das auch.
So trendy, oder? Dubai-Schokolade ist nicht überall der Favorit
Auf dem Weg vom Weihnachtsmarkt stoppe ich bei dem Süßigkeitstempel „Bitter und Zart“ in der Braubachstraße. Vor Wochen hatte ich hier eine Tafel Dubai-Schokolade bestellt und vor ein paar Stunden erhielt ich die telefonische Nachricht, mein Exemplar („wir haben nur drei erhalten“) warte auf mich.
Allerdings zeigt sich im Gespräch, dass die beiden Inhaberinnen Sabine Seidel und Gabriele Fürstenberger dem neuen Schoko-Trend skeptisch gegenüberstehen. Ob es in Dubai wirklich hochwertige Schokolade gibt, das wollten sie erstmal testen. Aufgrund der großen Nachfrage sei derzeit nur „Dubai-Style-Schokolade“ erhältlich. „Wir haben einen hervorragenden Schokoladenproduzenten, der sie mit der passenden Füllung aus Pistazie und Engelshaar in kleinen Mengen herstellt“, sagt Fürstenberger. Doch, da sind sie sich einig, ihre Empfehlung gilt der italienischen Pistazienschokolade, die in verschiedenen Varianten erhältlich ist wie beispielsweise mit ganzen Haselnüssen oder mit gesalzenen Pistazienstückchen. Wer kein Pistazienfan ist, kann sich stattdessen mit Lakritz trösten, so der Tipp des Hauses.
https://bitterundzart.de
Statt Dauerwelle: Marmelade vom Friseur!
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Friseur die Welt der Marmeladen auf den Kopf stellt? Was einst als kleines Weihnachtsgeschenk für Kunden begann, hat sich zu einer nachgefragten Delikatesse entwickelt. Der kreative Kopf hinter den Gläsern ist Bert Dylus, Meisterfrisör mit Leidenschaft für fruchtige Geschmackskombinationen.
„Vor 15 Jahren kreierte ich eine spezielle Zwetschgen-Marmelade, die ich meinen Kunden zu Weihnachten schenkte“, erinnert er sich. Der Zuspruch wurde Ansporn und jetzt entstand das eigene Label „The Jamclub“ mit Mischungen wie „Mango Vanille“, „Zwetschgen-Rotwein-Zimt“ oder „Beeren mit Amaretto“.
Dylus setzt auf altbewährte Rezepte die er individuell und exotisch bereichert, wie etwa bei der Mango-Chili-Kreation. Das Obst stamme überwiegend von regionalen Bauern, ergänzt wird es je nach Mischung durch sorgfältig ausgewählte Zutaten aus dem Ausland. Wichtig ist ihm dabei, dass der Zuckeranteil niedrig ist. „Der Fruchtanteil liegt zwischen 75% und 80%“. Momentan wird die Marmelade noch in kleinen Mengen um die 400 Gläser produziert und ist für jedermann im Laden oder in Kürze auch online erhältlich.
Mit Blick auf die Nachfrage plant der Marmeladenmeister mit der Schere in der Hand die Produktion und den Vertrieb auszuweiten. Bis dahin empfiehlt sich der „Jamclub“ noch als Geheimtipp für das Sonntagsfrühstück oder als individuelles Weihnachtsgeschenk.
Weitere Informationen entweder vor Ort bei Dylus in der Neuen Mainzer Straße 82 oder auf Instagram unter „TheJamclub“.
Evelyn Toomistu: Die Kunst der maßgefertigten Handschuhe
Im angesagten Ostend, im kreativen Umfeld des Atelier Frankfurt, schneidert die aus Estland stammende Designerin Evelyn Toomistu maßgefertigte Handschuhe, die allein schon durch das Design und Material Hingucker sind. Sie halten bei der kalten Jahreszeit nicht allein warm, sondern sind echte kleine, bunte Kunstwerke. „Die Handschuhe sollten die Persönlichkeit des Trägers unterstreichen und keinen Fremdkörper darstellen“, sagt sie. Sie sollen schützen, wärmen und modische Akzente setzen. Das hat sich auch bei einer betuchten Klientel wie Oldtimer-Fans herumgesprochen, die Wert auf zum Automobil passende Handschuhe legen.
Nach ihrem Studium für Leder-, Textil- und Modedesign an der Kunstakademie in Tallinn zog es Toomistu nach Deutschland, wo sie seit 17 Jahren lebt. „Deutschland ist zu meiner zweiten Heimat geworden, aber die Verbindung zu Estland bleibt stark. Ich pendle oft zwischen beiden Ländern und genieße die Sommer in meinem Bauernhaus in Estland“, erzählt sie.
Da gewinnt sie die nötige Muße für ihre präzise Maßarbeit. „Jede Hand ist ein Unikat“, betont sie. Unterschiede zwischen linker und rechter Hand oder zwischen den Fingern werden exakt berücksichtigt. „Wenn die Differenz zwischen beiden Händen mehr als einen Zentimeter beträgt, fertige ich zwei unterschiedliche Schablonen an“, erklärt Toomistu, die ansonsten sparsam mit Material umgeht.
Neben der Passform ist die Materialwahl entscheidend. Toomistu arbeitet hauptsächlich mit hochwertigen Naturmaterialien wie Lammfell und Peccaryleder, das sie aus Peru bezieht. „Leder ist nachhaltig und langlebig. Es hält Jahrzehnte, wenn man es gut pflegt“, erklärt sie. Kunstleder kommt für sie nicht infrage.
Am Herzen liegen Toomistu Menschen mit besonderen Bedürfnissen. So fertigt sie zudem Handschuhe mit orthopädischen Besonderheiten, wie beispielsweise fehlenden Fingern oder deformierten Händen. „Ein Kunde mit einer Contergan Behinderung hatte noch nie in seinem Leben passende Handschuhe. Es war ein besonderes Erlebnis, ihm diese Freude zu bereiten“, erzählt sie.
Doch auch glamouröse Anlässe wie die Ballsaison oder Charity-Events werden mit ihren Designs bereichert. Längst vergessene Trends wie ellenlange Ballhandschuhe leben durch Toomistus Arbeit wieder auf. „Ich trage meine Handschuhe selbst gerne, passend zu jedem Outfit und jeder Gelegenheit“, sagt sie.
Weitere Informationen unter evelyntoomistu.com
Konditorei Amendt begeistert mit handgemachten Leckereien
Im Stadtteil Ginnheim findet man die Konditorei Amendt, ein Tipp für echte Naschkatzen. Schon von weitem fällt der festlich beleuchtete Laden mit kleinem Café und benachbarter Backstube in der Hügelstraße auf. Im Schaufenster laden Plätzchen, Stollen und Süßigkeiten zum Besuch ein. Im Inneren erfreut der Duft nach Weihnachtsgebäck und Kinderherzen schlagen höher, wenn eine putzige Spielzeug-Eisenbahn ihre Bahnen zieht. Zur Weihnachtszeit entfaltet das Familienunternehmen, das seit Jahrzehnten für seine handwerkliche Perfektion bekannt ist, seinen ganzen Zauber. Dass alles reibungslos läuft, dafür sorgen im Laden das Mutter- und Tochter-Duo Susanne und Melissa Amendt, in der Backstube, unterstützt von Mitarbeitern, das Vater-Tochter Duo Patrick und Nanette Amendt.
Eigens und nur zu Weihnachten kreieren die Konditoren Hexenhäuschen aus Lebkuchen. In Immobilienkreisen würde man dazu eher ein „Hexenhaus-Resort“ sagen. Angebracht auf einer runden Platte zeigt sich ein fantasievolles Spektakel. Über den Eingang des Hexenhauses thront ein Rentiergeweih, zudem erkennen wir Tannenbäume und einen lustigen Schneemann. Für das winterliche Ambiente sorgt viel Puderzucker und auch alle anderen Details sind aus süßen Zutaten gefertigt. „Dieses Rezept begleitet uns schon sehr lange“, berichtet Konditorin Nanette Amendt. „Mein Großonkel hat früher jedes Jahr die Hexenhäuser für uns Kinder gemacht, und diese Tradition führen wir heute weiter.“
Neben den Hexenhäuschen warten viele weitere weihnachtliche Köstlichkeiten in die Backstube: Mandelstollen, Baumkuchenspitzen, getränkt in Rum, und Frankfurter Spezialitäten wie Bethmännchen und Brenten machen die Wahl schwer.
„Auch wenn wir typischen Rezepten folgen, achten wir immer darauf, dass unsere Linie in den Produkten bemerkbar ist.“ Den Amendt-Stil zeichne aus, dass man den Geschmack der Zutaten wirklich intensiv erlebt. Regionale und nachhaltige Zutaten stehen dabei im Vordergrund. „Unser Obst kommt wöchentlich frisch von einem regionalen Lieferanten, und wir achten darauf, nichts zu verschwenden.“ Besonders beliebt sind zudem die kunstvollen Torten und immer wieder überraschen neue Rezepte.
Weitere Informationen unter konditorei-amendt.de
Ein Hauch von Paris in Frankfurt
Inmitten all der Luxusmode hat sich in der Goethestraße eine noble Duftboutique dazu gesellt. „Diptyque“ lautet der Name des neuen Duft-Hotspots und gleich beim Betreten der Boutique erkennt man, dass neben Parfüms auch Duftkerzen und Diffuser den Geruchssinn betören.
„Französische Eleganz, künstlerische Inspiration und außergewöhnliche Duftkreationen“, das seien nach Auskunft der eigens aus Berlin angereisten Marketingleiterin Cécile Lasota die Kernbotschaften von Diptyque.
„Unsere Marke wurde in den 1960er Jahren in Paris gegründet, inspiriert von der Leidenschaft für Kunst, Reisen und Düfte“, berichtet Lasota. Dabei liege der Ursprung der Marke in einer Boutique im Pariser Bohème-Viertel Saint-Germain-des-Prés, „dem Ort, der den Geist des Pariser Lebensstils einfängt“. Und ganz spontan denken wir an Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir und überlegen, was ihnen wohl zu „Diptyque“ eingefallen wäre. „Unsere Düfte sind „unisex“, was damals revolutionär war. Wir waren die Ersten, die einen solchen Duft auf den Markt gebracht haben.“ Immerhin, der Geist der Aufklärung und der Emanzipation waren gleich zu Anfang mit dabei, das hätte ihnen wohl gefallen.
Von sanften Blumennoten über frische Zitrusaromen bis hin zu intensiven orientalischen Düften, hier findet jeder den passenden Duft, vorausgesetzt, das nötige Kleingeld ist vorhanden. Besonders gefragt seien derzeit orientalische Kompositionen, die mit ihrer „warmen Tiefe“ begeistern.
Ein Highlight der aktuellen Kollektion sei das Parfüm „Lilyphéa“, inspiriert von den Wasserlilien Claude Monets. „Der Duft verbindet die Frische von Veilchenblättern mit der Wärme von Vanille und soll an einen Spaziergang durch Monets Gartenlandschaften“ erinnern.“ Für den Abend empfiehlt sie ihr Lieblingsparfüm „Eau Capitale“, eine Hommage an Paris: „Dieser Duft fängt das elegante und geheimnisvolle Flair der Stadt perfekt ein.“ Jetzt schwebt er auch auf der Goethestraße.
Weitere Informationen vor Ort in der Goethestraße 12 (https://stores.diptyqueparis.com/de_eu/diptyque-frankfurt)
Boutique von Maingold erfreut mit Glitzer
Nach neun Jahren in der Unternehmensberatung hat Laura Marie Weber ihren Traum verwirklicht und eine Boutique mitten im Herzen von Frankfurt eröffnet. „Maingold“, so der Name ihres Ladens, verbindet hochwertige Mode mit einer Prise „Mainhattan-Chic“, ein Konzept, das in Würzburg bereits erfolgreich ist und nun auch in Frankfurt am Rathenauplatz seine Heimat gefunden hat.
„Die Idee entstand bei einem Glas Wein mit meiner Freundin Diana, die bereits die Boutique in Würzburg betreibt. Wir haben oft darüber gesprochen, wie toll es wäre, das Konzept auch in Frankfurt umzusetzen“, erinnert sie sich.
Seit einem Monat ist die Boutique nun geöffnet und die Rückmeldungen sind durchweg positiv. „Uns ist es wichtig, eine gute Balance zwischen erschwinglicher Mode und hochpreisigen Einzelstücken zu schaffen. Die Qualität steht immer im Vordergrund, egal ob es sich um einen Baby-Alpaka-Pullover oder ein T-Shirt für 19,90 Euro handelt“, erklärt sie. Besonders stolz ist Weber auf ihre Auswahl an nachhaltiger Mode. „Wir achten darauf, dass Materialien wie Viskose anstelle von Polyester verwendet werden und die Produktion ethischen Standards entspricht“, betont sie.
Alles wirkt flauschig, poppig und viel Glitzer ist auch dabei. Allein die kleinen Fell-Hausschuhe, die passenden Caps und Strickmützen oder Oversize-Felljacken (alles aus Kunstpelz) verführen zum Anziehen. Auch Sex-Appeal darf nicht fehlen, denkt man an tiefausgeschnittene, figurbetonte Paillettenkleider in Wickeloptik. Mit den dazu passenden Overknee-Stiefeln wird der Auftritt garantiert nicht übersehen.
Männer, die noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk sind, finden in der Boutique ebenfalls Inspiration: „Wir haben viele bei Frauen beliebte Geschenke“, sagt Weber mit einem Lächeln.
Boutique Maingold, Rathenauplatz 1, Frankfurt am Main (Instagram: maingoldfrankfurt)
Gezim Jetishi setzt auf maßgefertigte Individualität
Wenn ein junger Maßschneider sein Domizil in der Unionshalle hat, wenn das Atelier eine großräumige, luftdurchflutete Loft ist und wenn dort moderne Kunst in warmen Tönen einen Wohlklang bereiten, dann ist die Botschaft klar: Gezim Jetishi (31) hat eine klare Vorstellung von seinem Label, das er als frisch und modern interpretiert, und macht vieles anders als seine Kollegen. Wenn auch seine Herrenmode klassisch, anspruchsvoll und gehoben ist, kommt sie jedoch mit einem prickelnden Zeitgeist a la Studio Jetishi daher.
Seiner Kreativität kann er freien Lauf lassen, denn in kaufmännischen Angelegenheiten wird er vom älteren Bruder Shkelqim beraten. Der Finanzexperte wirft ein strenges Auge auf die Ausgaben und sorgt dafür, dass das Label des Bruders auch finanziell erfolgreich operiert.
„Schon früh habe ich gelernt, dass Mode nicht nur Kleidung ist, sondern Ausdruck von Persönlichkeit,“ sagt er. Nach Stationen bei renommierten Herrenausstattern wie etwa Brioni, bei denen er lernte, wie wichtig selbst das kleinste Detail und der feinfühlige Umgang mit Kunden ist, machte er sich vor einem Jahr selbstständig. Zunächst bestand die Kundschaft vor allem aus dem Familien- und Freundeskreis, mittlerweile geben sich Banker und Unternehmer aufgrund von Weiterempfehlungen die Klinke in die Hand. „Ich selbst verlange schon eine gewisse Seriosität und einen gewissen Service, wenn ich mein Geld ausgebe“, berichtet er. Genauso behandelt er seine Kunden, und das findet Anklang.
Neben klassischem Design fühlt er sich von der Herrenmode der 70er-Jahre inspiriert, die mit klaren Linien, lockeren Schnitten, breiten Revers, gedeckte Farben und subtilen Retro-Elementen besticht. Selbst die Krawatten, vormals schmal gebunden, trage man jetzt wieder breiter. Irgendwie erinnert dieser Stil an die Filmgarderobe der 70er. Auch Marlon Brando oder Al Pacino wären bei Jetishi fündig geworden.
Der Designer arbeitet mit zwei exklusiven Produktionsstätten zusammen: Eine in Italien, nahe Neapel, die sich auf handgefertigte Premiumlinien spezialisiert hat, und eine weitere in Australien, die für hochwertige, maschinell unterstützte Verarbeitung steht. Die Stoffe stammen aus den besten Webereien Europas, darunter Italien, Großbritannien und Frankreich. „Qualität kennt keine Kompromisse. Jedes Teil, das mein Atelier verlässt, steht für absolute Exzellenz,“ erklärt er stolz.
Das alles hat seinen Preis. Das Einstiegsmodell kostet um die 899 Euro, im weiteren Luxusbereich ist open end angesagt. Da gäbe es schon mal exklusive Kunden, die mehrere Tausend Euro in einen maßgefertigten Anzug investieren.
Weitere Informationen unter www.jetishi.studio
Text und Fotos von Edda Rössler
Veröffentlicht am 21.12.2024 in Frankfurter Neue Presse