Zusammen macht es mehr Spaß! – Ausstellung mit Werken von Walter Schembs bei Barbara von Stechow

Die einsamen Zeiten sind passé, der Trend geht auch in der Bildenden Kunst zur Paarship. Egal, ob „Großes Paar, „Sitzendes Paar“ bis hin zum „kleinen Paar“, in der Galerie Barbara von Stechow geben sich die hochgewachsenen, schlanken Skulpturen des Wormser Bildhauers Walter Schembs (1956) ein fröhliches Stelldichein im Doppelpack. Gerade sind Galeristin und Künstler von der Art Karlsruhe zurückgekehrt, bei der Schembs den Skulpturengarten in prominenter Position bespielte. „Für mich zählt Walter Schembs zu einem der wichtigsten deutschen Bildhauer“, davon ist von Stechow überzeugt. Neben Skulpturen bespielen Holzreliefs die Galeriewände.

(v.l.) Künstler Walter Schembs, Galeristin Barbara von Stechow und Katharina von Stechow Foto: Edda Rössler
(v.l.) Künstler Walter Schembs, Galeristin Barbara von Stechow und Katharina von Stechow
Foto: Edda Rössler

Seit 28 Jahren vertritt Barbara von Stechow den Künstler und begleitet seine künstlerische Weiterentwicklung aufmerksam. Der zunächst als Restaurator tätige Künstler widmet sich seit 1990 der Bildhauerei. In all der Zeit hielten ihm sowohl private Sammler, darunter zahlreiche prominente, und Institutionen die Treue. Auch ein Indiz der Faszination seiner Werke .

Immer wieder überrascht der Künstler mit neuen Interpretationen und Ansätzen. Folgten den Holz- Bronzefiguren, hat er in letzter Zeit sein malerisches Talent wieder entdeckt und beschäftigt sich mit holzartigen Reliefs. Die Auseinandersetzung mit Holz, das merkt man rasch, ist seine Leidenschaft. Da greift er zu Stämmen, mit Vorliebe aus Eichenholz, und sägt mit der Kettensäge und unter Zuhilfenahme von Beil und Drechsel sein Personal zusammen. In der Regel ohne Vorzeichnung. Wichtig ist ihm, die Haptik und die typischen Strukturen des Holzes zu bewahren. Seine Figuren entstehen im Dialog mit dem Material. „Aus meiner Fantasie und aus dem, was das Holz hergibt“, das sind die Zutaten, aus dem sein Oeuvre wächst.

Es entstehen hochgewachsene Skulpturen, die göttergleich auf schlanken Stelen thronen. Der Betrachter wird gezwungen, ganz wie der Kirchgänger auf die Kanzlei, nach oben zu schauen. So entziehen sich die dargestellten Figuren dem Alltag und lassen unsere Gedanken schweben. Dabei hat man den Eindruck, dass er Sagen und Mythologien bemüht. Das wird insbesondere bei Objekten wie „Großes, sitzendes Paar“ oder „Sitzendes Paar“ offensichtlich, die nahe Ovids Sagenwelt und dem berühmten, sich inniglich zugetanen Paar „Philemon und Baucis“ scheinen. Lange Jahre verbrachten sie gemeinsam auf einer Parkbank, bis sich ihr Wunsch erfüllte, gleichzeitig zu sterben. Weil sie Götter halfen, wurden sie zur Belohnung in einen Eichen- und in einen Lindenbaum verwandelt. Genau in das Holz, aus dem Schrembs seine Paare wieder freigibt.

Zahlreiche Bronzefiguren beleben zudem die Ausstellung. Sie deuten feine, holzähnliche Maserungen an, und man muss genau schauen, um das Bronzematerial zu entdecken. Zu dieser Entwicklung, die aufwändige Herstellungsprozesse mit sich bringt, entschied sich Schrembs nicht zuletzt aus pragmatischen Gründen. „Sie können im Freien stehen.“ Auch hier verzichtet er auf pralle Farbigkeit. Seine Skulpturen definieren sich aus ihrer Gestalt, ihrer Materialität und ihrem Bezug zum Raum.

Darüber hinaus beschäftigt sich Schembs in den letzten Jahren mit Holzreliefs. Sie zeigen unisono Porträts im Großformat. Das Gesicht dominiert das Bildgeschehen und erstreckt sich über das komplette Werk. Anonym, einer anderen Welt zugehörig, gleichen diese mysteriösen Werke Masken. Das Holz ist rau, an vielen Stellen aufgerissen, so als wollten diese Wesen aus dem Bild heraustreten. Schembs hält Zwiesprache mit sphärischen Geistern, die durch den Bildträger Holz geerdet werden. „Weiße Leinwände, das wäre für mich nichts.“ Was er seinen Skulpturen nicht erlaubt, hier gönnt er sich und dem Betrachter Farbe. Seine Bildträger aus Holz stammen aus altem Sperrholz und er findet sie „auf irgendwelchen Schredderplätzen, wo Altholz klein gemahlen wird.“ Die Farblasuren mischt er selbst und trägt sie hauchdünn, in mehreren Schichten auf.

Handwerk, Können und ausgeprägte künstlerische Fantasie, das sind die Ingredienzen der Kunst von Walter Schrembs. Die aktuelle Ausstellung „Mensch“ in der Galerie Barbara von Stechow regt zum Anschauen und Nachdenken an.

Die Ausstellung „Mensch“ ist noch bis zum 11. April geöffnet.

Weitere Informationen unter galerie-von-stechow.com

Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht am 26. März 2024 in Frankfurter Neue Presse