Breaking Blue begegnet Towerland – Galeristen-Duo Schierke/ Seinecke setzen auf Gegensätze

Der Ausstellungsbericht wurde am 7. Mai 2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht

Foto: privat (v.l.) Ralf Seinecke, Daniel Schierke und Edda Rössler. Im Hintergrund das Gemälde „Breaking Blue“ von Laura Aberham.
Foto: privat (v.l.) Ralf Seinecke, Daniel Schierke und Edda Rössler. Im Hintergrund das Gemälde „Breaking Blue“ von Laura Aberham.

Das Frankfurter Galeristen-Duo Daniel Schierke und Ralf Seinecke baten zur kleinsten Vernissage ihrer Galeriengeschichte. Dabei hatten sie sich die Ausstellungseröffnungen ihrer benachbarten Galerien „Rundgaenger“ und „Schierke/ Seinecke‘“ in der Niddastraße 63 denkbar anders gewünscht. Aufgrund der Corona-Krise mussten die jeweils in einer Solo-Show vertretenen Künstler Laura Aberham (25) und Robert Vellekoop (34) auf ein quirliges Opening verzichten.

Vellekoop_Potted Plant (2018) 60,5x50cm-2200 Euro
Vellekoop_Potted Plant (2018) 60,5x50cm-2200 Euro

Bei einem Glas gutgekühltem Grauburgunder aus Rheinhessen, der sich als „leichter, frischer Vernissagenwein“ bewährt habe, philosophieren sie über die Bedeutung von Vernissagen. „Es ist für den Künstler wichtig, denn dann spürt er, wie die Werke aufgenommen werden“, so Seinecke. „Ist eine Vernissage gut besucht, beweist es,

dass die Galerie ein gutes Marketing betreibt“, ergänzt Daniel Schierke. Für ihn gleicht eine Vernissage einem Ritual und er schätzt die feierliche Note. „Nach all der Organisation und der Schreibtischarbeit freut man sich, die Passion für den Künstler und seine Werke zu teilen

Three Lamps (2017) 130x 100 cm- Acryl auf Holz- 4600 Euro
Three Lamps (2017) 130x 100 cm- Acryl auf Holz- 4600 Euro

Der Oldenburger Robert Vellekoop, dessen Werke die Galerieräume von Schierke/ Seinecke bespielen, wird zum ersten Mal in Frankfurt präsentiert. Seine Themen sind geheimnisvolle, lichtgetränkte Stadtlandschaften und minimalistische Stillleben. Wege, die ins Nichts führen, Küchenplatten, aus denen Pflanzen ranken, hier spricht ein abstruser Kosmos. Dabei wirkt alles auf den ersten Blick zielgerichtet und geordnet, doch bei genauerem Hinsehen bemerkt man eine gehörige Portion Absurdität. Im Bild „Tower“ etwa beleuchten sinnlose, helle Schlagschatten Tower und Boden und bei dem Werk „5 a.m.“ rollt eine Autobahnspur einfach ins Nichts. Lampen, die leuchtenden Stecknadeln gleichen, kommentieren die Aushebelung jeder Logik ungerührt. Vellekoops grotesk komische Szenerie bildet ein malerisches Theater des Absurden. Dabei setzt der Künstler sowohl auf abstrakte als auch auf gegenständliche Ausdrucksformen. Typisch Vellekoop: Selbst die Bildträger sind originell. Er nutzt Tischlerplatten, auf die er in aufwendigen Prozessen verschiedene Farbschichten aufträgt, um sie dann wieder mehrfach durch Schleifen und Lasieren zu verändern. Dies alles steigert die Wirkung fließender Übergänge und stärkt den Ausdruck des Geheimnisvollen. Ironisch und humorvoll behauptet sich dagegen seine Objektkunst, bei der die Beleuchtung wiederum eine wichtige Rolle spielt.

Laura Aberham, Breaking Blue, 2020 - 1, 1200px
Laura Aberham, Breaking Blue, 2020 – 1

Laura Aberham – eine Lady mit starkem Nervenkostüm

Die Düsseldorfer Malerin Laura Aberham, deren Werke die Ausstellung „Breaking Blue“ in der Galerie Rundgaenger gewidmet ist, ist eine Amazone der Farbe. Große und kleine Formate setzen auf Dialog und Wettstreit mit Farbe. Scheinbar mühelos gelingt es ihr, dekorative Momente auszublenden und mittels Farbe einen eigenen Kosmos zu schaffen.

Laura Aberham BreakingBlue, Acryl, 280x220cm, 2019
Laura Aberham BreakingBlue, Acryl, 280x220cm, 2019

Mit einem selbstgebauten „Pinselbesen“, den sie in Acrylfarbe taucht und über die am Boden liegende Leinwand bewegt, schafft sie reizvolle Strukturen. Teilweise lasen sich geometrische Figuren erahnen, die sie jedoch immer wieder übermalt oder übersprayt.

Bei dem großformatigen Werk „Breaking Blue“ erkennt man schwungvolle Pinselstrukturen und die Farben Gelb und Schwarz bilden einen perfekten Hintergrund, um das inszenierte Blau dynamisch aus dem Bild springen zu lassen. Wer so arbeitet, braucht starke Nerven.

Laura Aberham Isolation, Acryl, 200x150cm, 2020
Laura Aberham Isolation, Acryl, 200x150cm, 2020

Die Ausstellungen können nach Voranmeldung und unter Beachtung der strengen Sicherheitsvorschriften besucht werden. Weitere Informationen unter schierkeseinecke.com