Bei Barbara von Stechow gibt es Kunst im Doppelpack: Die Galeristin präsentiert farbintensive, fotorealistische Ölgemälde des englischen Malers David FeBland (1949) und skurril-kauzige Figuren des schwäbischen Bildhauers Daniel Wagenblast (1963). Die Verbindung von Malerei und Skulptur überzeugt, scheint es doch, als ob Wagenblast aus den gemalten Kurzgeschichten FeBlands kleine Episoden im wahrsten Sinne des Wortes „herausgehauen“ und interpretiert hat.
Der Pandemie geschuldet konnte David FeBland, der seit vielen Jahren Ateliers in New York und in Arizona unterhält, nicht zur Eröffnung der Frankfurter Werkschau anreisen. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, seine Grußworte in einem Video festzuhalten, das auch auf der website der Galerie zu sehen ist. Hier schildert er seine Faszination mit dem „besonderen Licht“ Arizonas, das ihn an den europäischen Süden erinnert. So inszeniert er Architektur, Straßen- und Strandszenen als wäre ein Scheinwerfer auf sie gerichtet. In seinen Bildwelten tritt uns pralle Lebenslust entgegen. FeBland zeigt Menschen, die einen kostbaren Moment unbeschwert genießen. Doch bereits wenige Sekunden später könnte all das Paradiesische wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, auch das spürt man. Der Künstler wird für seinen expressiven, fotorealistischen Stil gefeiert, wobei er Vorgefundenes mit kräftiger Palette und akzentuierter Farbgebung malerisch erhöht.
Daniel Wagenblasts Kunst skizziert gerne Alltagsszenen und dem Betrachter mutet ein händeschüttelndes Paar wie eine Szene aus einem vergangenen Jahrhundert an. „Das hatte ich vor Corona entworfen“, sagt Wagenblast trocken. Seine Holz- und Bronzefiguren sind Prototypen, Stellvertreter und kommen nicht realitätsgetreu daher. Sie wirken unbekümmert und laden aufgrund ihrer purzligen Fassade und dem Arrangement in ungewöhnlichen Settings zu vielschichtigen Interpretationen ein. „Ich schaffe Typen“, betont er. Doch kein „Typ“ gleicht dem anderen, jeder darf sein Eigenleben führen. Da richtet etwa „Mannomann“ den Blick in die Weite, ein weiterer thront auf einem Flugzeug und der „Weltenfahrer mit Aussicht“ balanciert auf einem Globus. Bevor der Künstler das Holz bearbeitet, legt er eine kleine Handskizze sozusagen als Schaltplan an. „Ich mache eine Skizze und bin nachher selbst überrascht, wie es aussieht.“ Naivität und das Spielerische sind ihm wichtig, denn „sonst wird die Sache zu perfekt“. Als spannenden Prozess versteht er zudem das abschließende Anbringen der Acrylfarbe, die die Individualität der Skulptur unterstreicht. „Die Farbe darf nicht wie ein Fremdkörper wirken, sie muss mit dem Holz korrelieren.“ Immer wieder verblüfft es, wie es dem Künstler scheinbar mühelos glückt, das Vage und Zufällige in eine kernige Aussage zu verwandeln. Mit ihrer entwaffnenden Frische und einer geballten Prise Humor erobern sich Wagenblasts Figuren die Herzen der Betrachter im Nu.
„David LeBland und Daniel Wagenblast“: Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Mai 2021 geöffnet. Weitere Informationen unter www.galerie-von-stechow.com
Text und Foto von Edda Rössler, am 11. Mai 2021 veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse