Text und Foto von Edda Rössler, am 21.10.2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlich
Vor der Galerie Schierke Seinecke in der Niddasstraße bereitet sich der Schriftsteller Dmitirj Kapitelman (34) auf die Lesung seines Textes vor. „Wie es ist, eine Malerin zu lieben“, darüber hat er in dem Künstlerbuch seiner Frau Anna Nero berichtet. Ihre ausdrucksstarken Gemälde bespielen derzeit die Galeriewände. An ihren Bildern faszinieren ihn ihre „spöttische“ und „humorvolle“ Betrachtungsweise, ebenso wie die „Wahrhaftigkeit“. In der Künstlerehe tauscht man sich intensiv über die Projekte aus. „Anna ist die erste Leserin meiner Texte.“ Auch Organisatorisches kann man gut vereinbaren. „Es gibt keine festgelegeten Bürozeiten.“ Wenn man dann mal im Arbeitsflow ist und 15 Stunden durcharbeitet, versteht man das eben. Kapitelman berichtet, dass in Kürze sein zweites Buch „Eine Formalie in Kiew“ im Hanser Verlag erscheinen wird. Geboren wurde er in Kiew und lebte im Alter von zehn bis 20 Jahren in Leipzig, danach in vielen deutschen Großstädten. Durch Anna habe er Frankfurt seit einem Jahr besser kennengelernt. Für ihn sei Frankfurt „glaubhaft international“. Wenn etwa eine eritreische Familie in ihren orthodoxen Gewändern in die Bahn steige, „glotze“ niemand. „In Frankfurt verspüre ich ganz wenig Leitkultur-Zwang.“