Text und Foto von Edda Rössler, am 22. September 2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht
Was haben Malerfürsten wie Tizian, Rubens und Raffael gemeinsam? Weit mehr als nur Prunk und gesellschaftliche Anerkennung. Sie waren Meister ihres Faches, unterhielten ein weiträumiges Atelier mit Assistenten und schufen sich eine stattliche Umgebung, die sie inspirierte. Folgen wir diesem Maßstab, dann präsentiert die Frankfurter Galeristin Barbara von Stechow in der aktuellen Ausstellung „Splashing Colours“ Werke eines zeitgenössischen Malerfürsten. Der aus Mannheim stammende Künstler Dietmar Brixy (59), von vielen nur „Brixy“ genannt, stammt aus einfachen Verhältnissen und avancierte im Laufe der Jahre allein durch den Verkauf seiner Gemälde zu Anerkennung und Vermögen. Seit 20 Jahren lebt er in einem stillgelegten Mannheimer Wasserkraftwerk, das er liebevoll und aufwendig in ein Gesamtkunstwerk mit Gartenanlage verwandelte. Er ist der künstlerische Motor eines kleinen Mitarbeiterstabes von sieben Angestellten.
Barbara von Stechow ist von beidem angetan, von dem „Gesamtkunstwerk Brixy“, seiner Residenz im alten Pumpwerk in Neckarau, vor allem aber von seinem malerischen Œuvre. Seit fünf Jahren schon beobachtet sie seine Arbeiten, vor zwei Jahren nahm sie Kontakt auf und beschloss, ihm diesen wichtigen „Ausstellungs-Slot“ einzuräumen. „Wenn ich ihn schon präsentiere, dann zum bestmöglichen Zeitpunkt, zum Saisonstart der Frankfurter Galerien.“ Mit Begeisterung spricht sie von seiner „unglaublich faszinierenden Technik“, der Mehrschichtigkeit des Auftrages, bei der der dicke, pastöse Auftrag der Ölfarbe auf die Leinwand eine wichtige Rolle spielt.
Dietmar Brixy studierte von 1985 bis 1991 Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, wandte sich jedoch bald der Malerei zu. Eine gewisse Affinität zum bildhauerischen Gestalten ist in seinen Werken nach wie vor vertreten. Dies zeigt sich auch bei seiner Maltechnik, einen Teil der Ölfarbe trägt er mit der Hand auf.
Bei von Stechow bespielen über 30 Ölgemälde, darunter sowohl kleinere als auch große Formate, die Wände. Viele von ihnen zeigt er zum ersten Mal, selbst wenn sie von 2018 datiert sind. Er hat alles in einem Depot für die Frankfurter Ausstellung gesammelt und überließ die Auswahl seiner Galeristin.
Jetzt darf sich der Kunstfan in der im Westend gelegenen Galerie über Gemälde mit einer funkelnden, fließenden und expressiven Farbpracht freuen. Erfinderisch und immer wieder voller neuer Nuancen zitiert er eine abstrakte Bildsprache, in der eine warme, kraftvolle Farbpalette mit vielen Ornamenten den Ton angeben. Da kreisen Linien umeinander, verwandeln sich urplötzlich in Landschaften, um dann schließlich auch als Theaterkulisse einen perfekten Rahmen abzugeben. Alles fließt ineinander und auseinander und hat dennoch einen festen Halt. Brixys Gemälde erinnern an Naturprozese und so erstaunt es nicht, dass der Maler betont, wie wichtig ihm der Blick aus seinem Atelier auf die Gartenanlage mit all der schillernden Flora und Fauna ist. Hier spricht ein wahrer Epikur der Farbe und des Materials und lädt zum Schwelgen in Bildgewalten ein.
Die Ausstellung „Splashing Colours“ von Brixy ist noch bis zum 7. Oktober 2020 geöffnet. Weitere Informationen unter galerie-von-stechow.com