Text von Edda Rössler, veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse am 24. Oktober 2019
Es schüttet in Strömen und an dem frühen Dienstagnachmittag Mitte Oktober verirrt sich kaum ein Besucher in Frankfurts Galeriemeile Fahrgasse. Eilig springt Galerist Andreas Greulich (51 Jahre) aus seinem Wagen und öffnet die Galerietür in der Fahrgasse 22 zum Gespräch.
Noch sind die Wände karg und warten auf Bestückung. Schon in wenigen Stunden werden hier an die 20, zum Teil großformatige Ölbilder des in Frankfurt geborenen Künstlers Sebastian Meschenmoser (38 Jahre) die Galerieräume bespielen.
Meschenmoser, der in Berlin lebt und arbeitet, hat gleich zwei wichtige Termine in der Stadt. Neben der Eröffnung seiner Ausstellung „Space“, die sich mit Fantasielandschaften der Sciene-Fiction-Serie „Star Trek“ beschäftigt, signiert er auf der Buchmesse Michael Endes „Unendliche Geschichte“, für die er 50 opulente Ölbilder und über 100 Zeichnungen geschaffen hat.
„Meine Galeriekünstler sorgen durchaus für Aufsehen“, darüber ist Greulich stolz. „Tatsächlich“, sagt er, „orientiere ich mich bei der Kunst an meinem Geschmack“. Und der tendiert eindeutig in Richtung zeitgenössische, figurative und farbintensive Kunst.
Seit 15 Jahren ist Greulich, der mit seinen langen Haaren und einer großen schwarzen Brille optisch auch als Künstler „durchgehen würde“, in der Fahrgasse vertreten. Den gebürtigen Kaiserslauterer verschlug es nach dem Studium der Kunstgeschichte zunächst nach Wiesbaden, wo er Kunstprojekte realisierte. Doch das Pflaster dort wurde ihm bald zu eng. Das polyglotte Frankfurt, die besondere Citylage in der Fahrgasse mit dem Kunstverein und dem MMK (Museum für Moderne Kunst) in unmittelbarer Nachbarschaft, eröffneten neue Horizonte.
Doch die Bühne für die Galerie Greulich ist nicht allein die Stadt am Main. „Meine internationalen Kontakte, insbesondere in die Schweiz, sind essentiell“. Er schätzt, dass er im Ausland an die 50% seines Umsatzes generiert. Nicht allein der Verkauf von Kunst-Objekten ist ihm wichtig. „Ein weiterer Fokus liegt auf Kooperationen mit Galerien und Kunstevents“. Jüngst konnten sich Frankfurter anlässlich der Frankfurt Art Experience von seiner zusammen mit Jeremy Gaines organisierten „Cargo Aktion“ davon überzeugen. In einem Container zeigten sie Kunst aus Nigeria.
Jetzt gesellt sich der Maler Sebastian Meschenmoser zu uns. Großgewachsen, kurze Haare und Brille, dieser Künstler strahlt vor allem Disziplin und Souveränität aus. Seine so leicht daher kommenden, surreal wirkenden Fantasielandschaften laden zum Besuch in fremde, geheimnisvolle Galaxien ein. In dem Paradestück, dem großformatigen Ölgemälde „Argus“, beeindruckt ein gleißend roter Himmel, feinster Sandstaub und scheinbar in sich zerfließende Felsen. Dazu tummeln sich skurrile Pflanzen, allen voran freche Farne in Orange. Selbst die blaue Blume, nach der schon die Künstler der Romantik suchten, fehlt nicht. Mit lockerem Duktus in impressionistisch angedeuteten Farbakzenten wiegt sie sich sanft im Planetenwind. In dieser wahrlich seltsamen und beeindruckenden Space-Welt, in der die Schwerkraft aufgehoben scheint, betritt der Betrachter Planten-Neuland. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Malerei“, würde Commander Spock sagen. Der Besuch der Space-Odyssee in der Galerie Greulich wird empfohlen.
Die Ausstellung „Space“ ist noch bis zum 23. November 2019 geöffnet. Weitere Informationen unter galerie-greulich.de