Seit einem halben Jahrhundert fördert das 1822-Forum talentierte, junge Künstler. Anlässlich des Jubiläums beweist eine vom Kurator Max Pauer konzipierte Ausstellung im Kunstverein der Familie Montez, wieviel künstlerisches Potenzial entdeckt wurde. An die 70 Originalwerke sowie zahlreiche Dokumente laden zu einer anschaulichen Zeitreise in die Welt der zeitgenössischen Kunst ein und schildern ein beeindruckendes Portfolio unterschiedlicher Stile und Gattungen. Dabei begegnen Werke schillernder Namen wie etwa Thomas Bayrle, Tobias Rehberger und Karsten Bott. Die Entdeckungen von damals zählen heute zu den etablierten Künstlern, deren Kunstwerke in Museen vertreten sind.
Auch Viola Bittl, Gabriele Aulehla, Nicole van den Plas, Renate Sauermeister, Franz Mon, Anna Nero, Franziska Kneidl, Justine Otto, Laura J. Padgett, Susa Templin und viele mehr hatten das Glück, als junge Künstler von den Trendscouts der 1822 entdeckt zu werden. Die Geschicke des 1822-Forums verantwortet der Kurator und Künstler Max Pauer seit 14 Jahren. Immer wieder taucht er wie ein Trüffelschwein auf der Suche nach Talenten in die junge Kunstszene ein und fördert Erstaunliches zutage.
Dass die einzelnen Kunstwerke von ihrer Entstehungszeit fünf Jahrzehnte unterscheiden können, wird bei Präsentation in der großen Montez-Ausstellungshalle nicht offenbar. Eine geschickte Hängung inszeniert jedes Exponat und setzt es zugleich mit anderen in einen spielerischen Dialog. So kann sich der Besucher etwa an der in einer Vitrine wie ein Museumsstück präsentierten, glitzernden Krone von Verónica Aguailera erfreuen, die die Künstlerin anlässlich der 1822-Ausstellung 2008 dem Grabfund der koreanischen Silla-Dynastie nachempfand. Raumgreifend behaupten sich die meterhohen, an weiße Kraken erinnernden Pflanz-Skulpturen der französischen Künstlerin malatsion aus dem Jahr 2010. Bescheiden wie ein Mauerblümchen versteckt sich ein bis aufs Rudimentärste entkernte Kontrabass, den der Künstler Martin Wenzel 2015 schuf und der noch heute bespielbar ist. Es scheint, als habe jedes Objekt seinen perfekten Standort gefunden.
Weit über 400 Kunstschaffende in den letzten 50 Jahren erlebten diese Wertschätzung, für viele war es die Initialzündung auf dem Weg zur Bekanntheit. Wie etwa bei dem Konzeptkünstler Karsten Bott, der mit seinem Archiv für Gegenwartsgeschichte, einer Sammlung von Alltagsgeständen ab Mitte des 20. Jahrhunderts, bekannt wurde.
Das Förderprogramm umfasst eine kuratierte Ausstellung mit den bekannten Marketingmaßnahmen, einer Vernissage sowie einen begleitenden Katalog. Nach wie vor präsentiert Max Pauer in den Räumen des 1822-Forums n der Fahrgasse 9 junge Talente. Von „klassischen Techniken der Malerei“ über Skulptur und Zeichnung bis hin zu Fotografie, Film und Performance, entscheidend sind für die Förderung sind Qualität, Originalität und zum Schluss das Bauchgefühl des Kurators. Das hat bislang stets überzeugt. Man muss nur junge Kunst wagen!
Die Ausstellung ist im Kunstverein der Familie Montez noch bis zum 5. Juni geöffnet. Begleitend zur Ausstellung steht ein Katalog zur Verfügung. Zudem bietet der Kurator Max Pauer Führungen durch die Ausstellung an.
Weitere Informationen unter kvfm.de/junge-kunst-wagen/
Text und Fotos von Edda Rössler
Am 28. Mai 2022 veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse