Magie in Farbe verpackt – Der niederländische Maler Robert Zandvliet bei Bernhard Knaus

Spricht man von niederländischer Malerei, denkt man sofort an die lichtdurchflutete Malerei des Goldenen Zeitalters um die Mitte des 17. Jahrhunderts und die beiden Leuchtturmmaler Jan Vermeer und Rembrandt von Rijn. Egal, wie unterschiedlich diese Maler ihre Motive ins Bild setzten, immer ist die Auseinandersetzung mit Farbe und Licht von Bedeutung.

Wie ein Ausflug in die Antarktis – Assistentin Michelle Heyer und Galerist Bernhard Knaus vor Robert Zandvliets Gemälde „IJs“ Foto: Edda Rössler
Wie ein Ausflug in die Antarktis – Assistentin Michelle Heyer und Galerist Bernhard Knaus vor Robert Zandvliets Gemälde „IJs“
Foto: Edda Rössler

Jetzt präsentiert die Galerie Bernhard Knaus bereits in einer dritten Einzel-Ausstellung 27 Gemälde des Niederländers Robert Zandvliet (1970), in dessen Werk sich ebenfalls alles um die Farbe dreht. „Le Corps de la Couleur“, der Körper der Farbe, so der Ausstellungstitel, zeigt die eindringliche Suche des Künstlers nach dem Wesen von Farbe, ihrer psychologischen Wirkung, ihrer Wertigkeit und ihrer Erscheinung.

„Unsere Künstler bewegen sich an der Schnittstelle von Figuration und Abstraktion“ sagt Galerie-Assistentin und Kunsthistorikerin Michelle Heyer. So wie Robert Zandvliet, der nur hauchzarte Andeutungen von Figur und Strukturen ins Bild setzt, dafür aber der Farbe den großen Auftritt überlässt. Ihm geht es vor allem darum, das passende Motiv für die Farbe zu entwickeln.

Die Gemälde stammen insgesamt aus dem vergangenen Jahr und je nach Motto greift er dabei zur Acrylfarbe oder Eitempera. Bei einem der großformatigen Hauptwerke, „IJs“ (Eis) trug er einen Mix von Öl-, Acryl- und Sprayfarben auf Baumwolle als Maluntergrund auf. Brutalstmögliche derb-weiße Eisblöcke treiben auf einem kaltblauen Wasser, das ebenfalls kurz vor dem Gefrierpunkt erscheint. So gelingt es dem Künstler, die Farbe Weiß von ihrer kältesten Seite darzustellen. Am oberen Bildrand schimmert ein zartes Hellblau, das Weite suggeriert und die Eisblöcke nahezu magnetisch anzieht.

Das Spiel mit Farben findet in den ebenfalls großformatigen Gemälden „Abendrot“, „Vos“ (Fuchs) mit Rottönen sowie „Git“(Gagat), in dem Schwarz dominiert, seine Fortsetzung. Wie auf einer großen Theaterbühne inszeniert er jeweils eine Farbe, deren Wirkung nahezu körperlich greifbar erscheint.

Etwas weniger spektakulär, dennoch äußerst vergnüglich anzusehen, ist seine Serie „Le Jardin“ (Der Garten). Hier feiern fröhliche, nuancenreiche Grüntöne als florale Muster angelegt Natur als paradiesisches Versprechen. Dieses Naturerlebnis erinnert an Kindheitserfahrungen im Freien, der expressive Pinselstrich an Vincent van Goghs Gemälde „Der Garten von Daubigny.“ Doch im Unterschied zu van Gogh verzichtet Robert Zandvliet auf den Horizont und wählt die Natur als hautnahen Bildausschnitt.

Galerist Bernhard Knaus ist davon überzeugt, dass, indem sich Robert Zandvliet Zuschreibungen und -ismen entzieht, er der Malerei wieder neue Wege hinsichtlich „Konstitution, Wahrnehmung und Auslegung“ ermöglicht. Fest steht, diese ebenso spielerische wie fantasievolle Auseinandersetzung mit Farbe und zugeordnetem Motiv ist ein bewegendes Erlebnis.

Die Ausstellung Robert Zandvliet „Le Corps de la Couleur“ ist noch bis zum 2. April geöffnet.

Weitere Informationen unter www.bernhardknaus.com

Text und Foto von Edda Rössler
Am 18. März veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse