Fabio Valenti, so heißt der 1967 im italienischen Como geborene Maler, der mit seinen farbenfrohen Gemälden die Galerieräume der Frankfurter Westend Galerie schmückt. Über 30 Werke, zumeist Ölgemälde im mittleren Format, sollen, so sein Motto, zum Träumen verführen.
Auf den ersten Blick erscheint die Technik vertraut und man rätselt lediglich, ob es sich hier vordergründig um eine kubistische oder eher surrealistische Herangehensweise handelt. Auf jeden Fall fühlt sich Valenti im Bereich der klassischen Moderne wohl, deren Stilformen er zitiert, um dennoch eine individuelle Bildsprache zu entwickeln. Seine wohltuend warmen, mit satten Tönen prall gefüllte Farbpalette schmeichelt dem Auge des Betrachters. Selten nur mischt er Farben, das Lavierende ist nicht seine Sache. Er bevorzugt neben warmen Grautönen kräftiges Orange, ein lebhaftes Pink und sattes Hellblau. Komplementärfarben schaffen Rhythmik. Doch es geht dem Künstler nicht allein um das Tanzen und Agieren der Farben miteinander, wichtig ist ihm, sein „Konstrukt“, Wolken in nahezu jedem Agitationszustand, zu feiern. Die Wolke ist das Vehikel, das Schwung ins Bild bringt, und uns zum Träumen in andere Welten einlädt.
Die Darstellung der Wolken erfolgt bei Valenti mit entschiedener Räumlichkeit. Das sind keine zarten Wesen, die bescheiden im Hintergrund bleiben und sich als Dekoration empfehlen. Sie schlagen Purzelbäume und fallen auf. Jede Wolke kommt mit einem Paukenschlag daher und suggeriert Abenteuer. Alle sind sie Akteure und mischen das Geschehen auf der Leinwand auf. Da gibt es Wolken als Inkarnation einer „weiblichen Figur“, Wolken, die „Landschaften prägen“ oder auch Wolken, die „Maschinen gleichen“, so die Bildtitel. Selbst als Ackermann pflügt da schon mal eine Wolke ein Feld. Oder die „verärgerte Wolke“ schmollt wie eine zickige Diva.
Seine Wolken sind kraftstrotzende Wesen, die den Ton angeben und Prozesse selbstbestimmt voranbringen. Das Angenehme an Valentis Werken ist zudem, dass er seine Wolken dennoch nicht pathetisch erhöht. Immer schwingt eine leichte Prise Humor durch das Bild.
Man versteht, dass viele seiner Gemälde während der Pandemie entstanden. Genau das haben wir uns doch auch gewünscht, nicht mehr passiv sein zu müssen, sondern mit Spaß und Lebensfreude wieder am Leben teilzuhaben. Beim Rundgang durch die Ausstellung fällt auch die sehr unterschiedliche, fast museale Rahmung einzelner Werke auf, die die jeweilige Bildstimmung aufgreift und fortsetzt.
Exquisit und witzig ist zudem eine kleine Reihe von Schwarzweiß-Fotografien Fabio Valentis, bei denen er sich in unterschiedlichen Szenerien mit einem surrealen Wolkenkopf als Maske selbst porträtierte.
Mit Fabio Valenti präsentiert die Westend Galerie einen Künstler, der die Welt von der leichten und humorvollen Warte aus betrachten kann und sich selbst einmal auf die Schippe nimmt. Nach all dem trüben Winterwetter und all den pandemiegeschuldeten Wirrnissen haben wir uns diese Einladung zum Träumen verdient. So empfiehlt sich der Besuch der Westend-Galerie als ein perfekter Start in ein entspannteres Neues Jahr.
Die Ausstellung „Fabio Valenti – Und wir werden träumen“ ist zu den üblichen Galeriezeiten noch bis zum 28. Januar 2022 geöffnet.
Weitere Informationen unter https://www.div-web.de/
Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht am 12. Januar 2022 in Frankfurter Neue Presse