Mit der Ausstellung „Synergien“ vereint Galerist Peter Femfert Malerei von Kim du Rye und Skulpturen von Riccardo Cordero zu einem harmonischen Gesamterlebnis. Dies ist auch Verdienst der beiden Kuratorinnen Elke Mohr und Laura Colombini, die Gemälde und Skulpturen spannungsreich in Bezug setzen. Die Künstler präsentieren sich mit einer gemeinsamen zweiten Show und waren zur Vernissage angereist.
Stilvollendet, im roten Blazer und schwarzen Rock mit hochgestecktem Haar, erscheint die Malerin Kim du Rye zur Vernissage. Gern wäre sie vor drei Jahren anlässlich ihrer ersten Solo-Show in die Westend-Galerie angereist, doch das verhinderte Corona. Noch fremdelt die in Seoul lebende und arbeitende Malerin mit Frankfurt. Grau erscheint ihr die Mainmetropole.
Mitgebracht hat sie über 30 neue Farbfeldgemälde, die im Zusammenspiel mit den metallfarbenen, quirligen und raumgreifenden Skulpturen von Riccardo Cordero ein nahezu museales Erlebnis bilden. Es scheint, als würden sich die Künstler ein Atelier teilen, völlig gegensätzlich arbeiten, doch in der Sache ist man sich einig. Malerei und Bildhauerei, beide auf höchstem Niveau, laden zur Meditation und zum Nachdenken ein. Aber zunächst darf sich der Betrachter verzaubern, begeistern und in ferne Galaxien entführen lassen.
Kim du Rye, die in den 70er Jahren Kunst an der koreanischen Chosun Universität studierte und sich anschließend während eines Arbeitsaufenthaltes in den USA mit der amerikanischen abstrakten Malerei auseinandersetzte, vereint in ihrem Werk sowohl östliche als auch westliche Einflüsse. In ihren abstrakten Bildwelten, zumeist Acryl auf Leinwand, dominieren die fünf Farbtöne rot, blau, gelb, weiß und schwarz. Diese Farben spielen in Korea eine symbolische Rolle und stehen stellvertretend für Naturelemente. „Während der Pandemie, als ich meine Freundinnen nicht treffen konnte, habe ich viel über Landschaft nachgedacht“, sagt sie. Ihr Ziel sei es, mit ihrer Malerei, den Farben und den Linien, Emotionen und Gedanken darzustellen. Somit macht es Sinn, dass die farbintensiven und dennoch leicht und luftig wirkenden Werke keine Bildtitel erhalten. Denn die Gedanken sind ja bekanntlich frei, obgleich Kim du Ryes Gemälde nicht zur Schwermut, sondern zur heiteren Besinnlichkeit auffordern.
Der italienische Bildhauer Riccardo Cordero, 1942 in Alba/ Piemont geboren, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Turin. Er blickt auf eine langjährige, überaus erfolgreiche Künstlerkarriere zurück. Der ebenfalls zur Vernissage nach Frankfurt angereiste Künstler berichtet temperamentvoll und voller Esprit über seine mitgebrachten Werke. Die Skulpturen gleichen ausgeschnittenen Kugeln und überall, an allen Ecken, krageln sich miteinander korrespondierende Metallteile in den Raum. Alles ist in der Schwebe, alles tanzt und alles dreht sich. Er sei besessen von den Sternen und vom Weltall bekennt er, und von diesem Faible berichten seine Werke. So prangt ein riesiger Stahl-Meteorit von stolzem 2,30 Meter Umfang im Garten der Westend-Galerie während sich im Inneren Planeten, Meteorite, Asteroide und Sterne ein freches Stelldichein geben.
Ein Reiz der Objekte liegt in der Anmut der Bewegung, der ein Leitmotiv zugrunde liegt und die noch schwebend einer konsequenten Systematik folgt. Bei Cordero „sitzt“ alles millimetergenau und wirkt dennoch grazil und leichtfüßig. Mag sein, dass dies auch der Grund dafür ist, dass seine Skulpturen in China begehrt sind. Zuletzt gewann er mit einer 17 Meter hohen Skulptur einen Ausstellungswettbewerb für die Winter-Olympiade 2022 in Peking, zudem präsentiert er weitere Werke in chinesischen Skulpturenparks. Doch auch in seiner Heimat freut man sich über die bildhauerische Reise zu den Sternen. Zeitgleich mit der Frankfurter Ausstellung kann man seine Werke in dem Barockpalast La Reggia di Venaria Reale“, einer ehemaligen Residenz des Hauses Savoyen und seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe, im Piemont bewundern.
„Synergien – Kim du Rye & Riccardo Cordero“, noch bis zum 7. Juni 2023, Die Galerie, Grüneburgweg 123, Frankfurt am Main
Weitere Informationen unter www.die-galerie.com
Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht in Frankfurt Neue Presse am 11. April 2023